Feuerwehr Höhenrettung: Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen
Die Höhenrettung – auch als „Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen“ (SRHT) bekannt – ist ein hochanspruchsvoller Aufgabenbereich innerhalb der Berufsfeuerwehren in Deutschland. Immer mehr Städte setzen auf eigene Höhenrettungsgruppen, denn klassische Mittel wie Drehleiter oder Hubsteiger reichen bei bestimmten Einsatzlagen nicht aus. Ob ein verunglückter Arbeiter auf einem Baukran, eine eingeklemmte Person in einem Silo oder ein medizinischer Notfall auf einem Hochhaus – hier kommen speziell ausgebildete Höhenretter zum Einsatz. Für Feuerwehrleute mit Schwindelfreiheit, technischer Affinität und Teamgeist bietet die Höhenrettung eine spannende Karriereoption mit hoher Verantwortung und speziellem Know-how.
Aufgaben und Ausrüstung der Höhenretter
Höhenretter der Berufsfeuerwehr sind Spezialisten für besonders anspruchsvolle Rettungseinsätze in schwer zugänglichem Gelände, in luftiger Höhe oder in tiefen Schächten. Immer dann, wenn herkömmliche Rettungsmittel wie Drehleitern oder Hubsteiger nicht ausreichen, kommen sie zum Einsatz. Ihre Aufgabe ist es, Menschen in Extremlagen sicher zu erreichen und zu retten – unter höchsten Anforderungen an Technik, Teamarbeit und persönliche Schutzausrüstung.
- Höhenrettung: Rettung von Personen aus großer Höhe – etwa von Hochhäusern, Brücken, Seilbahnen oder Baukränen.
- Tiefenrettung: Bergung aus Brunnen, Gruben, Silos oder anderen tiefen, engen Räumen.
- Technische Hilfeleistungen: Sichern von absturzgefährdeten Objekten, Bergung von Material oder Verstärkung bei komplexen Bauunfällen.
- Patiententransport: Unterstützung bei der Rettung und dem Abtransport verletzter oder übergewichtiger Personen, wenn herkömmliche Wege (Treppen, Aufzüge) nicht nutzbar sind.
- Absicherung von Einsatzkräften: Seilsicherung für Feuerwehrleute in gefährlichen Höhenlagen, z. B. bei Dacheinsätzen oder Absturzsicherung auf Baustellen.
Höhenretter benötigen neben der normalen Feuerwehr-Ausrüstung eine Vielzahl spezieller Geräte und Schutzelemente. Zu der speziellen Ausrüstung für die Höhenrettung gehören unter anderem:
Persönliche Schutzausrüstung (PSA):
- Kombinierter Sitz- und Brustgurt
- Schutzhelm mit Kinnriemen
- Schnittschutzhandschuhe
- Wetterfester Overall oder Feuerwehrschutzanzug
- Feste Stiefel mit Profilsohle
- Rettungsmesser
Seil- und Sicherungstechnik:
- Hochfeste Statik- und Dynamikseile
- Karabinerhaken, Prusikschlingen, Seilrollen
- Abseil- und Sicherungsgeräte (z. B. Abseilacht, Steigklemmen)
Rettungsausrüstung:
- Flaschenzüge und Winden
- Schleifkorbtragen oder Kombi-Tragen für Patiententransport
- Rettungskörbe und -gurte für schwierige Bergungsmanöver
Einsatzfahrzeuge:
- Gerätewagen Höhenrettung (GW-Höhenrettung) mit Spezialausstattung wie: Seile (bis 200 Meter), Traversen, Rettungskrücken, Spezialleitern und Halterungen für schwieriges Terrain
Diese Ausrüstung ermöglicht es Höhenrettern, unter extremen Bedingungen professionell zu agieren und Menschenleben zu retten – oft in letzter Minute. Ihre Expertise und ihr technisches Können machen sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil moderner Berufsfeuerwehren in Deutschland.
Anforderungen für die Höhenrettung bei der Feuerwehr
Höhenretterinnen und Höhenretter gehören zu den bestausgebildeten Spezialkräften innerhalb der Berufsfeuerwehr. Wer Teil einer SRHT-Einheit werden will, muss nicht nur über die feuerwehrtechnische Grundausbildung verfügen, sondern auch hohe physische und psychische Anforderungen erfüllen.
Grundlage ist eine erfolgreich absolvierte Laufbahnausbildung zum/zur Brandmeister/-in im mittleren feuerwehrtechnischen Dienst. Bereits dort werden erste Kenntnisse in Absturzsicherung und einfacher Rettung aus Höhenlagen vermittelt.
Eine Ausbildung als Rettungssanitäter/-in oder Notfallsanitäter/-in wird häufig vorausgesetzt. Sie befähigt Höhenretter, im Notfall eigenständige Erste-Hilfe-Maßnahmen durchzuführen und mit dem Rettungsdienst effizient zusammenzuarbeiten.
Bewerberinnen und Bewerber müssen schwindelfrei sein, ein gutes Seh- und Hörvermögen mitbringen und überdurchschnittliche Ausdauer sowie Kraft besitzen. Die Arbeit mit schweren Rettungsgeräten in großer Höhe oder Tiefe ist extrem körperlich fordernd.
In Extremsituationen die Ruhe zu bewahren und richtige Entscheidungen zu treffen, ist unverzichtbar. Höhenrettung erfordert ein hohes Maß an Teamgeist, gegenseitigem Vertrauen und Kommunikationsstärke, gerade in unübersichtlichen Einsatzlagen.
Die Mitarbeit in der SRHT-Einheit ist freiwillig. Interessierte Feuerwehrleute bewerben sich intern und müssen ein mehrstufiges Auswahlverfahren inklusive Eignungstest und Grundlagentraining durchlaufen.
Nur wer sowohl fachlich als auch körperlich und mental bestens vorbereitet ist, kann den anspruchsvollen Aufgaben der Höhenrettung gerecht werden. Die Spezialisierung ist herausfordernd, bietet aber auch spannende Perspektiven innerhalb der Feuerwehrkarriere.
Ausbildung zum Höhenretter bei der Feuerwehr
Die Ausbildung zum Höhenretter bei der Berufsfeuerwehr in Deutschland ist anspruchsvoll, praxisorientiert und sicherheitsrelevant. Sie richtet sich an erfahrene Feuerwehrleute, die sich für die Spezialeinheit SRHT qualifizieren möchten. Der Lehrgang erfolgt nach den Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft der Leiterinnen und Leiter der Berufsfeuerwehren in der Bundesrepublik Deutschland (AGBF Bund) und gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil.
Theoretische Ausbildung: Grundlagen für den sicheren Einsatz
Die theoretische Schulung umfasst rund 80 Unterrichtseinheiten. Abschließend erfolgt eine schriftliche Prüfung, in der die Teilnehmenden ihr Wissen über Technik, Taktik und Rechtsgrundlagen nachweisen.
- Knotenkunde und Materialkunde
- Gerätekunde: Seile, Karabiner, Tragesysteme
- Einsatztaktik und Einsatzplanung
- Rechtsgrundlagen: AGBF-Richtlinien, Unfallverhütung, Verantwortung im Einsatz
- Sicherheitsstandards: ASiR-Konzept, Gefährdungsbeurteilung
Praktische Ausbildung: Einsatznahes Training unter Realbedingungen
Die praktische Ausbildung ist stark einsatzorientiert und vermittelt realistische Einsatzbedingungen. Den Abschluss bildet eine praktische Prüfung mit mehreren Einsatzaufgaben.
- Seiltechnik: Auf- und Abseilen mit Einfach- und Doppelseiltechnik, Bedienung von Abseilgeräten (z. B. Abseilacht, Prusikschlinge)
- Rettungstechniken: Einsatz von Tragen (Schleifkorb, Kombitragen), Rettung aus exponierten Lagen
- Trainingsgelände: Turmanlagen, Brücken, Silos, Windkraftanlagen
- Einsatzsimulationen: Komplexe Übungsszenarien mit Notfallpatienten in Höhen oder Tiefen
Fortbildungspflicht: Fit bleiben für den Ernstfall
Nach erfolgreichem Abschluss der Grundausbildung ist eine jährliche Fortbildung gesetzlich vorgeschrieben. Laut AGBF-Richtlinien müssen Höhenretter mindestens 72 Stunden pro Jahr in Form von Übungen oder Schulungen absolvieren.
- Speziallehrgänge für Windenergieanlagen, Tunnelrettung, Wasserrettung aus Höhen
- Erste-Hilfe-Auffrischung und taktische Einsatzschulungen
- Zusammenarbeit mit THW, DLRG oder Bergwacht in interdisziplinären Szenarien
- Teilnahme an Leistungsvergleichen zur Qualitätssicherung und Leistungssteigerung
Die Ausbildung zum Höhenretter ist herausfordernd, aber lohnenswert. Wer sich dieser Aufgabe stellt, erhält eine hochqualifizierte Zusatzqualifikation im Feuerwehrdienst und leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Rettung aus extremen Situationen.
Fazit: Höhenrettung – einzigartig dort, wo andere Rettungsmittel versagen
Die Höhenrettung der Berufsfeuerwehr ist eine hochspezialisierte Spezialeinheit – einzigartig dort, wo andere Rettungsmittel versagen. Sie erfordert außergewöhnliche Ausrüstung, fundierte Ausbildung und diszipliniertes Training. Nur so können Höhenretter Menschen aus Extremsituationen sicher bergen. Nach Abschluss der Ausbildung und regelmäßiger Fortbildung verfügen Höhenretter über einzigartige Fachkenntnisse und tragen große Verantwortung. Wie es bei der Berufsfeuerwehr heißt: Höhenrettungseinheiten werden genau dort eingesetzt, „wo konventionelle Rettungs- und Einsatztechniken an ihre Grenzen stoßen“. Wer diesen Karriereweg wählt, profitiert von herausragender Teamarbeit und kann mit Stolz sagen: In den höchsten (und tiefsten) Notlagen zu helfen, rettet Leben.
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