Werkfeuerwehr – mehr als nur Brandschutz im Betrieb
Betriebsfeuerwehren übernehmen eine zentrale Rolle im betrieblichen Brandschutz und der Gefahrenabwehr großer Industrie- und Produktionsunternehmen. Sie sorgen dafür, dass im Ernstfall schnell und professionell reagiert wird – noch bevor externe Einsatzkräfte eintreffen. Anders als freiwillige oder kommunale Feuerwehren sind sie direkt in den Betriebsablauf integriert und kennen die besonderen Gefahren und Anlagen ihres Standorts ganz genau. Dabei übernehmen sie nicht nur den klassischen Löscheinsatz, sondern sind auch in den Bereichen Gefahrstoffabwehr, Technik, Rettung und vorbeugender Brandschutz tätig. In diesem Beitrag erfährst du, was genau eine Betriebsfeuerwehr ist, welche Aufgaben sie übernimmt, wie die Ausbildung abläuft und worin sie sich von anderen Feuerwehrformen unterscheidet.
Was ist eine Betriebsfeuerwehr?
Eine Betriebsfeuerwehr ist eine unternehmensinterne Feuerwehr, die speziell für den Schutz eines bestimmten Betriebs oder Industriekomplexes zuständig ist. Im Gegensatz zu öffentlichen Feuerwehren konzentriert sich die Betriebsfeuerwehr ausschließlich auf ein definiertes Betriebsgelände und die dort vorhandenen Gefahren. Sie kommt überall dort zum Einsatz, wo besondere Risiken bestehen – etwa in Chemieanlagen, Raffinerien, Energieversorgern oder großen Industrieparks.
Betriebsfeuerwehren sind Teil der nicht-öffentlichen Gefahrenabwehr und unterstehen dem jeweiligen Unternehmen. Sie werden nach landesrechtlichen Regelungen anerkannt und unterliegen behördlicher Aufsicht. In vielen Fällen arbeiten sie eng mit kommunalen Feuerwehren zusammen, etwa bei Großschadenslagen oder der überbetrieblichen Hilfeleistung.
Die Einsatzkräfte sind auf die besonderen Gefahrenquellen im Betrieb geschult – etwa auf chemische Stoffe, technische Anlagen oder Explosionsrisiken. Dadurch können sie im Ernstfall besonders schnell, gezielt und sicher reagieren.
Aufgaben und Einsatzbereiche der Betriebsfeuerwehr
Die Aufgaben der Betriebsfeuerwehr orientieren sich stark an den spezifischen Risiken und betrieblichen Abläufen des jeweiligen Unternehmens. Im Mittelpunkt stehen der vorbeugende und abwehrende Brandschutz, der Schutz von Personen, Sachwerten und Umwelt sowie die Unterstützung bei technischen Störungen oder Unfällen. Dabei übernimmt die Betriebsfeuerwehr oft ein deutlich breiteres Aufgabenspektrum als eine kommunale Feuerwehr.
- Brandschutz und Brandbekämpfung auf dem Betriebsgelände
- Sicherstellung von Lösch- und Rettungswegen sowie der Einsatzbereitschaft technischer Anlagen
- Gefahrenabwehr bei chemischen oder technischen Störfällen, insbesondere in sensiblen Industriebereichen
- Durchführung von Kontrollgängen, Wartung von Brandschutzeinrichtungen und Überprüfung von Feuerlöschern
- Erste Hilfe und medizinische Erstversorgung bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes
- Unterstützung bei Evakuierungen und Alarmübungen
- Aus- und Fortbildung von Mitarbeitenden im Bereich Brandschutz und Notfallverhalten
Einsatzbereiche der Betriebsfeuerwehr erstrecken sich über das gesamte Betriebsgelände – von Produktionshallen über Lagerflächen bis hin zu Verwaltungsgebäuden. In Großunternehmen kann die Betriebsfeuerwehr auch in mehreren Werken gleichzeitig tätig sein oder mobile Einsatzgruppen unterhalten. In besonders gefährdeten Industriezweigen, wie der Chemie- oder Energiebranche, ist die Betriebsfeuerwehr oft rund um die Uhr im Einsatz und bildet eine zentrale Säule des internen Sicherheitskonzepts.
Ausbildung bei der Betriebsfeuerwehr
Die Ausbildung bei der Betriebsfeuerwehr erfolgt in enger Anlehnung an die Standards der Berufsfeuerwehren, ist jedoch oft stark auf die betrieblichen Besonderheiten und Gefahrenlagen des jeweiligen Unternehmens ausgerichtet. Wer eine Karriere bei einer Betriebsfeuerwehr anstrebt, muss in der Regel zunächst eine feuerwehrtechnische Grundausbildung absolvieren, ergänzt durch spezielle Schulungen und Lehrgänge im Werk- oder Industriekontext.
- Grundausbildung nach FwDV 2 (Feuerwehr-Dienstvorschrift), analog zur Truppmann-Ausbildung
- Lehrgänge in technischer Hilfeleistung, Gefahrstoffabwehr und Atemschutz
- Werksspezifische Schulungen, z. B. für den Umgang mit Anlagen, Chemikalien oder besonderen Sicherheitsvorschriften
- Sanitätsausbildung bzw. Erste-Hilfe-Fortbildungen
- Ausbildung zum Maschinisten oder Gerätewart, abhängig von den betrieblichen Anforderungen
- Fortbildungen im Bereich Werkschutz, Arbeitsschutz oder Evakuierungskonzepte
Die Ausbildung erfolgt oft in Zusammenarbeit mit regionalen Berufsfeuerwehren, Feuerwehrschulen oder unternehmenseigenen Ausbildungszentren. In vielen Betrieben werden auch duale Ausbildungsmodelle angeboten, z. B. in Kombination mit einem handwerklichen oder technischen Beruf. Wer bereits eine handwerkliche oder technische Ausbildung abgeschlossen hat, bringt ideale Voraussetzungen mit, um in eine betriebliche Feuerwehrlaufbahn einzusteigen.
Da Sicherheit im Betrieb höchste Priorität hat, wird auch nach der Grundausbildung großer Wert auf regelmäßige Übungen, Weiterbildungen und Notfalltrainings gelegt. So bleibt die Einsatzbereitschaft auch bei seltenen Ernstfällen stets gewährleistet.
Arbeitgeber mit eigener Betriebsfeuerwehr
Betriebsfeuerwehren kommen vor allem in Unternehmen zum Einsatz, bei denen besondere Brand- oder Gefahrenrisiken bestehen. Das betrifft vor allem die Chemie-, Energie- und Metallindustrie sowie größere Industrieparks, Logistikzentren oder Versorgungsbetriebe. Viele dieser Unternehmen unterliegen besonderen Sicherheitsauflagen, etwa nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG), und sind daher verpflichtet, eine eigene Werk- oder Betriebsfeuerwehr vorzuhalten.
Typische Arbeitgeber mit eigener Betriebsfeuerwehr
- Chemie- und Pharmaindustrie (z. B. BASF, Bayer, Evonik)
- Energieversorger und Raffinerien (z. B. RWE, Shell, TotalEnergies)
- Automobilhersteller und -werke (z. B. Volkswagen, Mercedes-Benz, BMW)
- Flughäfen und Luftfahrtunternehmen (in Form von Flughafenfeuerwehren)
- Stahl- und Metallindustrie (z. B. Thyssenkrupp, Aurubis)
- Logistikzentren großer Versandhändler (z. B. Amazon, DHL)
- Große Industrieparks und Werksverbünde, in denen mehrere Unternehmen ansässig sind (z. B. Industriepark Höchst in Frankfurt)
Diese Arbeitgeber bieten neben einer fundierten Ausbildung auch langfristige Perspektiven, regelmäßige Fortbildungen und modern ausgestattete Feuerwachen. Oft sind Betriebsfeuerwehren auch mit anderen betrieblichen Sicherheitsdiensten wie dem Werkschutz oder dem Sanitätsdienst vernetzt und Teil eines umfassenden Notfallmanagements.
Unterschiede zwischen Betriebsfeuerwehr und Werkfeuerwehr
Auf den ersten Blick wirken Werkfeuerwehr und Betriebsfeuerwehr sehr ähnlich – beide sind werkinterne Einheiten, die im Unternehmen für den Brand- und Gefahrenschutz zuständig sind. Doch es gibt einige wichtige Unterschiede in ihrer rechtlichen Stellung, Anerkennung und Aufgabenverteilung:
- Werkfeuerwehr: Eine Werkfeuerwehr ist gemäß den Landesbrandschutzgesetzen offiziell anerkannt und unterliegt einer behördlichen Genehmigungspflicht. Sie erfüllt hoheitliche Aufgaben im Werk und kann in bestimmten Fällen auch zu öffentlichen Einsätzen herangezogen werden.
- Betriebsfeuerwehr: Eine Betriebsfeuerwehr ist keine offiziell anerkannte Feuerwehr im Sinne des Gesetzes. Sie ist eine freiwillig eingerichtete Brandschutzorganisation und unterliegt keiner besonderen staatlichen Aufsicht.
- Werkfeuerwehr: Übernimmt sowohl vorbeugenden als auch abwehrenden Brandschutz, technische Hilfeleistung, Notfallrettung sowie Gefahrgutabwehr – ähnlich wie eine Berufsfeuerwehr, jedoch auf das Werk beschränkt.
- Betriebsfeuerwehr: Ist primär für den Erstangriff bei Bränden oder technischen Störungen im Betrieb verantwortlich und unterstützt ggf. die kommunale Feuerwehr bei deren Eintreffen.
- Werkfeuerwehr: Verfügt meist über eine umfangreiche technische Ausrüstung, Fahrzeuge auf dem neuesten Stand sowie hauptamtliches Personal mit feuerwehrtechnischer Ausbildung nach landesrechtlichen Vorgaben.
- Betriebsfeuerwehr: Ist oft mit einfacherer Ausrüstung ausgestattet und besteht teilweise aus nebenberuflichen Kräften. Die Ausbildung ist betriebsintern geregelt und orientiert sich an den spezifischen Anforderungen des Unternehmens.
- Werkfeuerwehr: Kann behördlich vorgeschrieben sein – insbesondere bei sogenannten Störfallbetrieben oder Unternehmen mit erhöhtem Gefahrenpotenzial.
- Betriebsfeuerwehr: Wird auf freiwilliger Basis vom Unternehmen eingerichtet und betrieben.
Durch diese Unterschiede ergibt sich eine klare Abgrenzung: Während Werkfeuerwehren ein hohes Maß an Professionalität und behördlicher Anerkennung mitbringen, fungieren Betriebsfeuerwehren in erster Linie als betriebliche Brandschutzhelfer mit eingeschränktem Aufgabenspektrum.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zur Betriebsfeuerwehr
Was ist der Unterschied zwischen Betriebsfeuerwehr und Werkfeuerwehr?
Die Betriebsfeuerwehr ist eine nicht-amtlich anerkannte Einheit und agiert freiwillig im Rahmen des innerbetrieblichen Brandschutzes. Eine Werkfeuerwehr ist offiziell anerkannt, unterliegt behördlicher Kontrolle und erfüllt gesetzliche Anforderungen.
Wer kann bei einer Betriebsfeuerwehr mitmachen?
In der Regel sind es Mitarbeitende des Unternehmens, die eine feuerwehrtechnische Grundausbildung erhalten. Häufig erfolgt der Einsatz neben der regulären beruflichen Tätigkeit.
Welche Aufgaben übernimmt eine Betriebsfeuerwehr?
Zu den Aufgaben gehören u. a. der Erstangriff bei Bränden, die Unterstützung bei technischen Störungen, Evakuierungen, Brandwachen sowie das Überprüfen von Brandschutzeinrichtungen.
Wie groß ist eine typische Betriebsfeuerwehr?
Das hängt von der Unternehmensgröße und dem Gefährdungspotenzial ab. In kleinen Betrieben reicht oft ein kleines Team mit Grundausstattung, größere Industriebetriebe setzen hingegen auf mehrere Gruppen mit eigener Ausrüstung.
Welche Ausbildung ist für die Mitarbeit in der Betriebsfeuerwehr notwendig?
Die Ausbildung orientiert sich am Bedarf des Betriebs und umfasst meist einen Grundlehrgang im Brandschutz sowie regelmäßige Übungen und Fortbildungen.
Ist die Betriebsfeuerwehr rund um die Uhr einsatzbereit?
In den meisten Fällen nein. Die Betriebsfeuerwehr wird bei Bedarf aktiviert, z. B. durch einen internen Alarmplan, und ergänzt die örtliche Feuerwehr bei Eintreffen.
Gibt es eine Altersgrenze für den Einsatz in der Betriebsfeuerwehr?
Das entscheidet das Unternehmen, häufig in Anlehnung an die Regelungen der gesetzlichen Feuerwehrdienste. Die Altersgrenze liegt oft bei 60 Jahren, kann aber individuell geregelt werden.
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