Mit der Stufenausbildung zum Brandmeister bei der Feuerwehr
Die Stufenausbildung bei der Berufsfeuerwehr eröffnet dir einen direkten Einstieg in den Feuerwehrberuf – auch ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Dieses zweistufige Ausbildungskonzept richtet sich an Bewerberinnen und Bewerber mit mindestens mittlerem Schulabschluss, die sich für den Einsatz bei der Feuerwehr begeistern, aber bislang keinen handwerklichen Berufsabschluss erworben haben. Im Gegensatz zur klassischen Brandmeister-Ausbildung, die eine abgeschlossene Lehre voraussetzt, kombiniert die Stufenausbildung eine handwerklich-technische Grundqualifizierung mit dem regulären Vorbereitungsdienst im mittleren feuerwehrtechnischen Dienst. In der ersten Phase erlernst du wichtige praktische Fähigkeiten in Bereichen wie Metallbau, Holzverarbeitung, Elektrotechnik oder Sanitär- und Klimatechnik – alles Fähigkeiten, die im Feuerwehralltag gebraucht werden. Anschließend durchläufst du die klassische feuerwehrtechnische Ausbildung – inklusive Rettungssanitäter-Lehrgang, Einsatztrainings und Dienstsport – und wirst nach erfolgreicher Prüfung zur Brandmeisterin oder zum Brandmeister ernannt.
Die Stufenausbildung ist ein modernes Modell, das in immer mehr Städten angeboten wird – als Antwort auf den steigenden Bedarf an qualifizierten Nachwuchskräften und den Wunsch vieler junger Menschen, frühzeitig zur Feuerwehr zu kommen.
Ablauf und Inhalte der Stufenausbildung zum Brandmeister
Die Stufenausbildung bei der Berufsfeuerwehr ist in zwei aufeinanderfolgende Ausbildungsphasen gegliedert. Sie richtet sich an Bewerberinnen und Bewerber mit mittlerem Schulabschluss, die noch keine Berufsausbildung abgeschlossen haben – dafür aber Motivation, handwerkliches Interesse und körperliche Fitness mitbringen. Ziel ist es, innerhalb von rund drei Jahren eine vollwertige Qualifikation für den Feuerwehrberuf zu erwerben.
1. Stufe: Handwerklich-technische Grundausbildung (ca. 18–19 Monate)
In der ersten Ausbildungsphase liegt der Fokus auf der handwerklich-technischen Qualifizierung. Diese Phase bereitet dich gezielt auf die späteren Herausforderungen im Feuerwehrdienst vor.
- Grundlagen in Gewerken wie Metallbau, Holzverarbeitung, Elektrotechnik und Sanitärtechnik
- Allgemeinbildender Unterricht mit feuerwehrspezifischen Themen (z. B. Fahrzeugtechnik, Werkstoffkunde, Physik des Verbrennungsprozesses)
- Praktische Ausbildung in Kooperation mit Berufskollegs, Handwerkskammern oder Ausbildungszentren
- Erste Einblicke in den Feuerwehrdienst, z. B. über Werkstattpraktika oder Übungstage
- Regelmäßiger Dienstsport und Leistungsnachweise (z. B. Sportabzeichen, Rettungsschwimmen)
Du befindest dich in dieser Zeit in einem vergüteten Ausbildungsverhältnis und schließt die erste Phase mit einer fachpraktischen Prüfung ab.
2. Stufe: Feuerwehrtechnischer Vorbereitungsdienst (ca. 18 Monate)
Nach bestandener erster Stufe beginnt der klassische Vorbereitungsdienst im mittleren feuerwehrtechnischen Dienst. Du wirst nun offiziell zum/zur Brandmeisteranwärter/in ernannt und befindest dich im Beamtenverhältnis auf Widerruf.
- Feuerwehr-Grundausbildung (Brandbekämpfung, Technische Hilfeleistung, ABC-Gefahrenabwehr)
- Rettungsdienstliche Ausbildung (z. B. zum/zur Rettungssanitäter/in)
- Führerscheinausbildung der Klasse C (LKW)
- Praktika auf Feuer- und Rettungswachen
- Taktik- und Einsatzübungen unter realistischen Bedingungen
- Vertiefung von Teamarbeit, Kommunikation und Stressresistenz
Am Ende dieser Phase steht die Laufbahnprüfung. Mit dem erfolgreichen Abschluss bist du voll ausgebildeter Brandmeisterin und kannst in den aktiven Feuerwehrdienst übernommen werden.
Sonderformen der Stufenausbildung
Einige Städte setzen bei der Stufenausbildung auf alternative Konzepte. So wird in manchen Feuerwehren zunächst eine vollwertige Ausbildung zum/zur Notfallsanitäter/in absolviert (Dauer: ca. 3 Jahre), gefolgt von einem verkürzten feuerwehrtechnischen Lehrgang. Diese Modelle sind vor allem für Feuerwehren interessant, bei denen der Rettungsdienst einen hohen Stellenwert hat – sie kombinieren medizinische Qualifikation mit feuerwehrtechnischer Ausbildung und dauern je nach Aufbau bis zu 5 Jahre.
- Notfallsanitäter-Ausbildung + verkürzt Brandmeisterlehrgang (Berlin)
- Wahlweise Einstieg über eine Notfallsanitäter- oder gewerblich-technische Ausbildung (Delmenhorst)
Voraussetzungen für die Stufenausbildung bei der Feuerwehr
Die Stufenausbildung bei der Feuerwehr richtet sich an junge Bewerberinnen und Bewerber, die den direkten Weg in den Feuerwehrberuf gehen möchten – auch ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Die genauen Zugangsvoraussetzungen können je nach Stadt oder Berufsfeuerwehr leicht variieren. Dennoch gibt es deutschlandweit eine Reihe von grundlegenden Anforderungen, die du erfüllen musst.
Schulische Voraussetzung
- Mindestens mittlerer Schulabschluss (Realschule/Fachoberschulreife)
- Ein reiner Hauptschulabschluss reicht nicht aus, außer er wird durch eine abgeschlossene Berufsausbildung ergänzt – in diesem Fall kommt jedoch meist der klassische Einstieg zum Tragen
Persönliche Anforderungen
- Mindestalter bei Ausbildungsbeginn: in der Regel 16 Jahre und 6 Monate
- Höchstalter: meist 35 oder 40 Jahre (je nach Landesrecht und Feuerwehr)
- Deutsche oder EU-Staatsbürgerschaft
- Einwandfreies Führungszeugnis
- Motivation, Teamfähigkeit und Belastbarkeit
Körperliche & gesundheitliche Voraussetzungen
- Gesundheitliche Eignung für den Feuerwehr- und Rettungsdienst (wird durch eine ärztliche Untersuchung festgestellt)
- Sportliche Leistungsfähigkeit (Sporttest ist Teil des Auswahlverfahrens)
- Schwimmabzeichen: in der Regel mindestens Bronze, teils Silber
- Führerschein Klasse B: muss bis zum Ende der Ausbildung vorliegen → In vielen Feuerwehren wird zusätzlich der LKW-Führerschein (Klasse C) im Rahmen der Ausbildung finanziert
Weitere Voraussetzungen & Fähigkeiten
Da die erste Phase der Stufenausbildung auf eine handwerklich-technische Grundqualifizierung abzielt, sind technisches Verständnis und handwerkliches Geschick besonders wichtig.
- Verantwortung zu übernehmen
- körperlich und psychisch belastbar zu sein
- auch im 24-Stunden-Dienst sowie an Wochenenden und Feiertagen zu arbeiten
Auswahlverfahren
Um zur Feuerwehr Stufenausbildung zugelassen zu werden, musst du ein mehrstufiges Auswahlverfahren durchlaufen.
- Schriftlicher Eignungstest (z. B. Konzentration, logisches Denken, Allgemeinwissen)
- Sporttest zur Überprüfung deiner körperlichen Fitness
- Praktische Aufgaben mit handwerklichem Bezug
- Vorstellungsgespräch
- Ärztliche Untersuchung
Nur wer alle Prüfungsteile erfolgreich meistert, hat die Chance auf einen der begehrten Ausbildungsplätze bei der Berufsfeuerwehr.
Bei welchen Feuerwehren wird die Stufenausbildung angeboten?
Die Stufenausbildung bei der Feuerwehr bietet viele Vorteile – sowohl für die Bewerberinnen und Bewerber als auch für die Berufsfeuerwehren. Vor allem Schulabgänger/innen mit mittlerem Bildungsabschluss profitieren davon, denn sie können direkt nach der Schule eine Ausbildung zum/zur Brandmeister/in beginnen – ohne vorher eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen zu müssen. Da der Bedarf an qualifizierten Nachwuchskräften steigt, schließen sich immer mehr Feuerwehren dem System an.
Düsseldorf – Pionier der Stufenausbildung
- Erste Stadt mit Stufenausbildung (seit 2006)
- Ausbildungsmodell unter dem Namen „FwDus Direkt“
- Dauer: 37 Monate (19 Monate handwerkliche Qualifizierung + 18 Monate Brandmeister-Ausbildung)
- Voraussetzungen: mindestens Fachoberschulreife
Berlin – Vielfältige Einstiegsmodelle
- Programme: 112 Direkt, 112 Direkt Plus und 112 Medic
- Kombination aus handwerklicher Qualifikation bzw. Notfallsanitäter-Ausbildung und Feuerwehr-Grundausbildung
- Geeignet für Bewerber/innen mit mittlerem Schulabschluss
- Dauer: 3 bis 5 Jahre, je nach Modell
Köln – Handwerk & Feuerwehr kombiniert
- 37 Monate Gesamtdauer
- Erste Phase: Ausbildung in Holz-, Metall-, Elektro- und SHK-Technik
- Zweite Phase: Brandmeisterausbildung inkl. Rettungssanitäter-Lehrgang
Wuppertal – Kooperation mit Düsseldorf
- Zwei Stufen: 19 Monate Handwerksausbildung + 18 Monate Vorbereitungsdienst
- Enge Zusammenarbeit mit Ausbildungszentren in Düsseldorf
- Umfasst Feuerwehrschule, Rettungsdienst, Führerscheine und mehr
Aachen – Neues Modell ab 2024
- Start der Stufenausbildung: Oktober 2024
- Erste Phase: handwerkliche Kompaktausbildung in Kooperation mit der Handwerkskammer Aachen
- Zweite Phase: klassische Ausbildung zum Brandmeister inkl. Einsatztaktik, Rettungsdienst und Fahrerausbildung
Weitere Städte mit Stufenausbildung
- Grevenbroich (seit ca. 2010)
- Delmenhorst (5-jähriges Kombi-Modell mit Notfallsanitäter oder Handwerk)
- Duisburg, Münster und weitere Kommunen in Nordrhein-Westfalen bieten ähnliche oder kombinierte Konzepte an
Nicht alle Berufsfeuerwehren bieten aktuell die Feuerwehr Stufenausbildung an – sie ist eher die Ausnahme als die Regel. Es lohnt sich, mehrere Städte gezielt anzufragen oder sich bundesweit zu bewerben. Auf den offiziellen Karriereseiten der Berufsfeuerwehren findest du meist konkrete Infos zur Ausbildung oder zu Sonderprogrammen wie „112 Direkt“ oder „Feuerwehr direkt“.
Fazit: Mit der Stufenausbildung ohne Umwege zur Berufsfeuerwehr
Die Ausbildung bei der Berufsfeuerwehr ist der Startpunkt für eine erfüllende Laufbahn im Dienst der Gesellschaft. Ob du mit handwerklicher Ausbildung in den mittleren Dienst startest, mit einem abgeschlossenen Studium in den gehobenen Dienst einsteigst oder den Weg in die Führungsriege als Brandreferendar anstrebst – die Feuerwehr bietet dir anspruchsvolle Aufgaben, ein starkes Team und ausgezeichnete Zukunftsperspektiven.
Mit Engagement, körperlicher Fitness und Teamgeist kannst du nicht nur Menschen in Not helfen, sondern auch eine stabile Karriere mit vielfältigen Spezialisierungen und Aufstiegsmöglichkeiten aufbauen. Informiere dich über die passende Laufbahn – und bewirb dich bei einer der Berufsfeuerwehren in deiner Nähe.
Bildnachweis
Beitragsbild: industrieblick/stock.adobe.com