Das Feuerwehr Auswahlverfahren – Dein Weg zur Berufsfeuerwehr
Wenn du zur Berufsfeuerwehr möchtest, musst du zunächst ein mehrstufiges Auswahlverfahren bestehen. Dieses Verfahren soll zeigen, ob du fachlich, körperlich und persönlich für den Feuerwehrdienst geeignet bist. Je nach Stadt oder Bundesland können sich die Anforderungen etwas unterscheiden – jede Berufsfeuerwehr stellt ihr eigenes Auswahlverfahren auf. Der Ablauf ist aber meist sehr ähnlich. Typischerweise erwartet dich zuerst ein schriftlicher Einstellungstest. Danach folgt ein Sport- und Praxistest, bei dem du deine körperliche Fitness unter Beweis stellen musst. Wer diese Hürden meistert, wird zum mündlichen Auswahlverfahren eingeladen – häufig in Form eines Vorstellungsgesprächs oder einer Gruppensituation. Den Abschluss bildet die ärztliche Untersuchung, bei der deine Gesundheit und Einsatzfähigkeit überprüft wird.
Ablauf und Inhalte im Feuerwehr Auswahlverfahren
Wenn deine Bewerbung bei der Berufsfeuerwehr überzeugt, bekommst du eine Einladung zum Auswahlverfahren. Dieses besteht in der Regel aus mehreren Prüfungsstationen, die sich über einen oder mehrere Tage erstrecken können. Ziel ist es, herauszufinden, ob du das nötige Wissen, die körperliche Fitness, die persönliche Eignung und die gesundheitliche Tauglichkeit für den Feuerwehrberuf mitbringst. Auch wenn jede Feuerwehr ihr Auswahlverfahren selbst gestaltet, ähneln sich die Inhalte stark.
Der schriftliche Test
Der erste Teil des Feuerwehr Auswahlverfahrens ist zumeist ein schriftlicher Test. Hier wird geprüft, ob du das nötige Grundwissen und die geistige Fitness für den Feuerwehrdienst mitbringst. Die Inhalte unterscheiden sich je nach Berufsfeuerwehr etwas, folgen aber in der Regel einem ähnlichen Muster.
Im Deutschtest wird geprüft, wie sicher du mit der deutschen Sprache umgehst. Du musst zum Beispiel Fehler in einem Text erkennen, ein Diktat schreiben oder Aufgaben zu Rechtschreibung und Grammatik lösen. Auch das Leseverständnis kann getestet werden – du liest einen Text und beantwortest dazu Fragen.
Im Matheteil geht es um grundlegende Rechenarten, Prozentrechnungen, den Dreisatz oder das Umrechnen von Maßeinheiten. Außerdem kommen häufig Aufgaben zur Flächen- und Volumenberechnung vor – also Themen, die du später auch im Feuerwehralltag brauchst.
Hier wird geprüft, ob du ein technisches Grundverständnis hast. Du musst einfache physikalische Zusammenhänge verstehen – zum Beispiel Fragen zu Kraft, Hebelwirkung, Druck oder Temperatur beantworten.
In diesem Teil zeigst du, wie gut du logische Abläufe und mechanische Vorgänge nachvollziehen kannst. Typische Aufgaben drehen sich um Zahnräder, Schalter oder technische Abläufe. Auch einfache Schaltpläne oder Bildreihen können Teil des Tests sein.
Hier musst du Muster erkennen und fortsetzen. Du bekommst zum Beispiel Zahlenreihen, Matrizen oder Figurenreihen, bei denen du die passende Fortsetzung finden sollst. Auch grafische Analogien oder räumliche Aufgaben sind typisch für diesen Bereich.
In diesem Testfeld geht es darum, über längere Zeit konzentriert zu arbeiten. Du musst dir zum Beispiel Symbole merken, Buchstaben vergleichen oder unter Zeitdruck bestimmte Zeichen erkennen. Auch sogenannte Rechen- oder Buchstabensalate können vorkommen.
Neben Mathe und Logik wird oft auch dein Allgemeinwissen abgefragt. Hier geht es um aktuelle Themen, Politik, Gesellschaft oder Fragen rund um die Feuerwehr. Du solltest also über das aktuelle Weltgeschehen informiert sein – und auch wissen, wie der Feuerwehrdienst in Deutschland organisiert ist.
Der schriftliche Test ist die erste Hürde im Auswahlverfahren – und gleichzeitig die Basis für alle weiteren Prüfungen. Viele Bewerberinnen und Bewerber scheitern bereits an diesem Punkt, wenn sie sich nicht ausreichend vorbereiten.
Der Sporttest
Im Auswahlverfahren der Berufsfeuerwehr musst du nicht nur mit Köpfchen, sondern auch mit körperlicher Fitness überzeugen. Der Sporttest prüft, ob du den körperlichen Anforderungen des Feuerwehrdienstes gewachsen bist – und zeigt, wie belastbar, schnell, kräftig und ausdauernd du bist.
- 100 Meter-Sprint
- 400 Meter-Lauf
- Kasten-Bumerang-Test
- Liegestütze
- Klimmhang
- 3.000 Meter-Lauf
- CKCU-Test
- Handkraft
- Wechselsprünge
- Gleichgewichtstest (z. B. DFFA)
- Seitlicher Medizinballwurf
- 200 Meter Brust- und Rückenschwimmen
- 200 Meter Schwimmen (Freistil)
- Streckentauchen
Die genauen Disziplinen können je nach Feuerwehr unterschiedlich sein – ebenso die Reihenfolge der einzelnen Prüfungen. In manchen Auswahlverfahren wird der Sporttest direkt mit dem Praxistest verbunden oder durch spezielle Feuerwehrübungen ergänzt.
Der praktische Test
Wenn du den Sporttest erfolgreich hinter dich gebracht hast, folgt in vielen Feuerwehr Auswahlverfahren ein praktischer Teil. Hier sollst du zeigen, dass du mit typischen Aufgaben und Situationen aus dem Feuerwehralltag umgehen kannst – auch unter Stress. Im Mittelpunkt stehen dabei deine Koordinationsfähigkeit, dein technisches Verständnis und oft auch deine Teamfähigkeit. Du bekommst praktische Aufgaben, die sich an realen Einsätzen orientieren. Häufig arbeitest du dabei mit einfachen Geräten oder musst handwerkliche Herausforderungen meistern.
Aufstieg auf eine ca. 20 bis 30 Meter hohe Drehleiter bei einem Aufrichtwinkel von etwa 60°. Alle Bewerber/innen werden während des Besteigens gesichert. Dies ist eine Pflichtübung bei nahezu jeder Feuerwehr.
Mit nicht angeschlossenem Atemschutzgerät, aufgesetzter Atemschutzmaske und ohne Sehhilfe (Brille/Kontaktlinsen) wird ein abgedunkelter Parcours begangen.
Hier muss eine ca. 80 kg schwere Puppe (Dummy) aus einer simulierten Gefahrenlage transportiert werden.
Innerhalb einer vorgegebenen Zeit muss mit entsprechendem Werkzeug ein Reifen abmontiert und wieder anmontiert werden.
Auch dieser Teil kann von Feuerwehr zu Feuerwehr etwas anders aufgebaut sein – doch das Ziel ist überall gleich: Es soll geprüft werden, ob du die Grundlagen für die praktische Arbeit im Einsatz mitbringst.
Der mündliche Test
Wenn du den schriftlichen Test und den Sport- bzw. Praxistest erfolgreich bestanden hast, wirst du zum mündlichen Auswahlverfahren der Feuerwehr eingeladen. Dieser Teil findet meist an einem separaten Tag statt und ist für viele Bewerber/innen die größte Herausforderung – denn hier geht es nicht mehr um Wissen oder körperliche Fitness, sondern um deine Persönlichkeit. Je nach Laufbahn (z. B. mittlerer oder gehobener Dienst) setzt sich der mündliche Test aus einem Einzelgespräch (Interview) und/oder einem Assessment Center zusammen.
Das Einzelgespräch führst du vor einer Auswahlkommission. Diese besteht meist aus städtischen Mitarbeitenden wie der Gleichstellungsbeauftragten, einem Vertreter der Schwerbehindertenvertretung, dem Personalreferenten und einer Führungskraft der Feuerwehr – häufig dem Leiter selbst.
Du wirst im Gespräch gebeten, dich vorzustellen, über deinen bisherigen Werdegang zu sprechen und deine Beweggründe für die Bewerbung bei der Berufsfeuerwehr zu erklären. Auch Fragen zur ausgeschriebenen Stelle, zu deiner Ausbildung oder zum Umgang mit Gefahrensituationen sind möglich – ebenso wie kleine Wissensfragen oder Stressfragen, um deine Reaktion zu testen.
Nicht jede Feuerwehr prüft alle Inhalte gleich, aber grundsätzlich kann das mündliche Verfahren folgende Bestandteile haben:
- Auswahlgespräch: Fester Bestandteil bei jeder Berufsfeuerwehr
- Gruppenaufgabe: z. B. gemeinsames Lösen einer Aufgabe mit anderen Bewerbern
- Rollenspiel: Umgang mit Konflikten oder Stresssituationen
- Kurzvortrag: Freies Sprechen zu einem vorgegebenen Thema
Ziel des mündlichen Auswahlverfahrens ist es, die sogenannten weichen Faktoren zu überprüfen. Dazu gehören: Teamfähigkeit, Belastbarkeit, Stressresistenz, Durchsetzungsvermögen, Empathie, Motivation.
Die ärztliche Eignungsuntersuchung
Die ärztliche Eignungsuntersuchung – oft auch G 26-Untersuchung genannt – ist der letzte Schritt im Auswahlverfahren der Berufsfeuerwehr. Wenn du alle bisherigen Tests bestanden hast, wirst du zur sogenannten amtsärztlichen Untersuchung eingeladen. Hier wird geprüft, ob du aus gesundheitlicher Sicht überhaupt für den Feuerwehrdienst geeignet bist.
Da Feuerwehrfrauen und -männer hohen körperlichen Belastungen ausgesetzt sind, ist diese Untersuchung sehr gründlich. Dein Körper wird von Kopf bis Fuß durchgecheckt, um mögliche Risiken und Einschränkungen frühzeitig zu erkennen.
- Aufklärungsgespräch: Du wirst über Risiken und Anforderungen des Feuerwehrdienstes informiert.
- Belastungs-EKG: Hier wird deine Herz-Kreislauf-Leistungsfähigkeit getestet – oft auf dem Fahrradergometer.
- Sehtest & Hörtest: Deine Seh- und Hörfähigkeit müssen bestimmte Mindestwerte erfüllen.
- Lungenfunktionstest: Prüfung, ob deine Atemwege stark genug für Tätigkeiten unter Atemschutz sind.
- Blut- und Urintest: Kontrolle deines allgemeinen Gesundheitszustands – inklusive Drogentest.
- Körperliche Untersuchung: Check von Bewegungsapparat, Organen und Allgemeinzustand.
- Optional: Röntgenbilder von Herz und Lunge – je nach Feuerwehr bzw. ärztlicher Einschätzung.
Die gesamte Untersuchung dauert etwa 1,5 Stunden und ist in allen Bundesländern sehr ähnlich aufgebaut. Je nach Feuerwehr können zusätzlich individuelle Tests oder Dokumente erforderlich sein.
Die Anforderungen sind hoch und liegen über dem Durchschnitt gesunder Erwachsener – zum Beispiel beim Belastungstest unter Atemschutz oder bei der Beurteilung der Fahrtauglichkeit im Einsatzfahrzeug mit Sonderrechten.
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