Werkfeuerwehr – mehr als nur Brandschutz im Betrieb
Die Werkfeuerwehr ist eine betriebsinterne Feuerwehr, die speziell für den Schutz von Industrieanlagen, Flughäfen oder anderen großen Betriebsstätten zuständig ist. Anders als kommunale Feuerwehren agiert die Werkfeuerwehr ausschließlich auf dem Werksgelände – dafür jedoch mit hochspezialisierter Technik, umfangreicher Ausbildung und engem Bezug zu den betrieblichen Abläufen. In Deutschland gibt es zahlreiche Unternehmen, die gesetzlich zur Einrichtung einer Werkfeuerwehr verpflichtet sind – etwa wegen der Größe, der Gefahrstoffe oder der komplexen Infrastruktur.
Neben klassischen Aufgaben wie der Brandbekämpfung übernimmt die Werkfeuerwehr auch technische Hilfeleistungen, den internen Rettungsdienst sowie vorbeugenden Brandschutz. Wer den Beruf des Werkfeuerwehrmanns oder der Werkfeuerwehrfrau ergreifen möchte, durchläuft eine anerkannte IHK-Ausbildung mit hohem Praxisanteil. In diesem Beitrag erfährst du alles Wichtige über die Struktur, die Aufgaben und die Besonderheiten der Werkfeuerwehr – und welche großen Arbeitgeber in Deutschland über eigene Werkfeuerwehren verfügen.
Was ist eine Werkfeuerwehr?
Eine Werkfeuerwehr ist eine betriebliche Feuerwehr, die von einem Unternehmen, einer Institution oder Organisation selbst unterhalten wird. Sie unterscheidet sich von der freiwilligen oder Berufsfeuerwehr dadurch, dass ihr Einsatzgebiet auf das jeweilige Werkgelände beschränkt ist. Die Einrichtung einer Werkfeuerwehr ist in Deutschland gesetzlich geregelt (§ 12 BHKG NRW bzw. vergleichbare Landesgesetze) und kommt immer dann zum Tragen, wenn besondere Gefahren, Betriebsgrößen oder sicherheitsrelevante Anforderungen dies erfordern.
- Chemie- und Industrieparks
- Kraftwerke und Raffinerien
- Flughäfen und große Logistikzentren
- Automobilhersteller und Großkonzerne
- Forschungseinrichtungen mit erhöhtem Gefahrenpotenzial
Werkfeuerwehren können sowohl hauptberuflich als auch in Kombination mit freiwilligen Einsatzkräften betrieben werden. Sie verfügen über eigene Wachen, Fahrzeuge, Ausrüstung und oft auch über eine betriebsinterne Leitstelle. Trotz ihrer Eigenständigkeit unterstehen sie fachlich den jeweiligen Aufsichtsbehörden des Landes und müssen dieselben Standards in Ausbildung, Ausrüstung und Einsatzbereitschaft erfüllen wie öffentliche Feuerwehren.
Aufgaben, Einsatzbereiche und Ausstattung der Werkfeuerwehr
Die Werkfeuerwehr erfüllt eine zentrale Schutzfunktion innerhalb des Unternehmens und ist rund um die Uhr einsatzbereit. Ihre Aufgaben gehen dabei über den klassischen Brandschutz hinaus und umfassen ein breites Spektrum an technischen und medizinischen Hilfeleistungen.
- Brandbekämpfung auf dem Werksgelände
- Technische Hilfeleistung bei Unfällen, Leckagen oder Maschinenversagen
- Gefahrstoffabwehr (z. B. bei Chemieunfällen)
- Betrieb des innerbetrieblichen Alarm- und Notfallmanagements
- Rettung und Erstversorgung verletzter Personen
- Vorbeugender Brandschutz, Wartung von Löschanlagen, Brandschauen
- Unterstützung bei Evakuierungsmaßnahmen und Übungen
Je nach Branche unterscheidet sich der Einsatzbereich: In der chemischen Industrie liegt der Fokus z. B. auf der Gefahrstoffabwehr, in Logistikzentren eher auf technischer Hilfeleistung. Auf Kraftwerksgeländen oder in der Schwerindustrie sind wiederum Hochtemperaturbrände oder Explosionen realistische Szenarien.
Die Ausstattung der Werkfeuerwehren ist speziell auf die Anforderungen des jeweiligen Unternehmens zugeschnitten. Sie umfasst in der Regel:
- Normfahrzeuge wie Hilfeleistungslöschfahrzeuge (HLF) oder Tanklöschfahrzeuge (TLF)
- Sonderfahrzeuge, z. B. Gerätewagen Gefahrgut (GW-G), Wechselladerfahrzeuge oder Chemikalien-Schutzanzüge
- Atemschutzwerkstatt und Notstromversorgung
- Werkseigene Leitstelle oder integrierte Kommunikationseinheiten
- Eigene Rettungswagen oder Sanitätsausstattung
In vielen Unternehmen wird zudem ein hoher Wert auf regelmäßige Übungen, innerbetriebliche Ausbildung und enge Zusammenarbeit mit externen Einsatzkräften (Berufsfeuerwehr, Rettungsdienst, Polizei) gelegt.
Ausbildung bei der Werkfeuerwehr
Die Ausbildung bei der Werkfeuerwehr orientiert sich in weiten Teilen an der Laufbahnausbildung für den mittleren feuerwehrtechnischen Dienst – unterscheidet sich aber durch ihren klaren Bezug zur jeweiligen Branche und zum Unternehmen. In der Regel werden Werkfeuerwehrleute im Rahmen einer staatlich anerkannten Berufsfeuerwehrausbildung oder als Werkfeuerwehrmann/-frau nach IHK-Ausbildungsordnung qualifiziert.
Duale Ausbildung zur Werkfeuerwehrfrau / zum Werkfeuerwehrmann
Viele Unternehmen bilden nach dem bundeseinheitlichen Ausbildungsberuf „Werkfeuerwehrmann/-frau (IHK)“ aus. Die Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre und findet im dualen System statt – also im Ausbildungsbetrieb und in einer Berufsschule.
- Brandbekämpfung und technische Hilfeleistung
- Gerätekunde, Einsatztechnik und Fahrzeugausbildung
- Umgang mit gefährlichen Stoffen und Gütern
- Erste Hilfe und Rettungstechniken
- Verhalten im Gefahrfall und Evakuierungsmaßnahmen
- Physikalisch-technische Grundlagen
In vielen Fällen wird parallel oder im Anschluss auch die Feuerwehrgrundausbildung (B1) nach FwDV 2 vermittelt.
Weitere Qualifikationen
- Atemschutzgeräteträger-Lehrgang
- Chemikalienschutzanzug-Ausbildung
- Lehrgänge im Bereich Notfallmedizin (z. B. Rettungssanitäter)
- ABC-Schutz, Strahlenschutz oder Höhenrettung
In der Praxis setzen viele Werkfeuerwehren auch auf interne Fortbildungen und Einsatzübungen, um auf unternehmensspezifische Szenarien optimal vorbereitet zu sein.
Arbeitgeber mit eigener Werkfeuerwehr
Werkfeuerwehren kommen überall dort zum Einsatz, wo besonders hohe Sicherheitsanforderungen bestehen – etwa in der Industrie, der Energieversorgung oder in großen Verkehrsbetrieben. Unternehmen mit explosiven, chemischen oder hochautomatisierten Prozessen sind gesetzlich verpflichtet oder freiwillig dazu bereit, eigene Feuerwehren vorzuhalten, um im Notfall schnell und gezielt handeln zu können.
Typische Branchen mit Werkfeuerwehr
- Chemie- und Pharmaindustrie (z. B. BASF, Bayer, Evonik)
- Automobilindustrie (z. B. Volkswagen, BMW, Mercedes-Benz)
- Luftfahrt und Flughäfen (z. B. Fraport, Lufthansa Technik)
- Energieversorger und Kraftwerke (z. B. RWE, EnBW)
- Stahl- und Metallindustrie (z. B. Thyssenkrupp, Aurubis)
- Logistikzentren und Großhäfen (z. B. Hamburger Hafen, DHL Hubs)
Diese Arbeitgeber unterhalten nicht nur hochmoderne Einsatzfahrzeuge und Spezialausrüstung, sondern bieten auch langfristige, tarifgebundene Arbeitsverhältnisse – oft mit attraktiven Zusatzleistungen wie Schichtzulagen, Betriebsrenten oder Weiterbildungen.
Öffentlicher vs. privater Arbeitgeber
Während die Berufsfeuerwehren kommunal organisiert sind, sind Werkfeuerwehren meist betriebsintern und unterliegen dem privaten Arbeitsrecht. Die Anstellung erfolgt direkt beim jeweiligen Unternehmen, das auch über Inhalte und Umfang der Ausbildung mitbestimmt.
Werkfeuerwehr vs. Berufsfeuerwehr – die Unterschiede
Auch wenn Werkfeuerwehr und Berufsfeuerwehr im Einsatz ähnlich agieren, unterscheiden sie sich in ihrer Organisation, ihrem Zuständigkeitsbereich und ihrem Arbeitsalltag deutlich.
- Berufsfeuerwehr: Zuständig für den Schutz der gesamten Stadt oder Gemeinde. Sie rückt zu unterschiedlichsten Einsätzen aus – vom Wohnungsbrand bis zum Verkehrsunfall.
- Werkfeuerwehr: Verantwortlich für das Sicherheitsmanagement eines bestimmten Betriebsgeländes. Der Fokus liegt auf präventivem Brandschutz, technischer Hilfe und schnellen Reaktionen bei internen Notfällen.
- Berufsfeuerwehr: Öffentliche Einrichtung in kommunaler Trägerschaft, unterliegt dem Beamtenrecht.
- Werkfeuerwehr: Betriebliche Einrichtung eines privaten Unternehmens, meist tariflich angestellt nach privatrechtlichen Verträgen.
- Berufsfeuerwehr: Laufbahnausbildung im mittleren oder gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst, mit anschließender Verbeamtung.
- Werkfeuerwehr: Werkfeuerwehrleute werden in der Regel betrieblich ausgebildet, häufig auf Grundlage des Berufsbildes „Werkfeuerwehrmann/-frau“ (IHK-Ausbildung).
- Berufsfeuerwehr: Breites Einsatzspektrum, vielfältige Fahrzeuge und Standardausstattung.
- Werkfeuerwehr: Spezialisierte Technik und Schutzkleidung, angepasst an die betriebsspezifischen Risiken wie Chemikalien, Hochspannung oder Großmaschinen.
- Berufsfeuerwehr: Meist in 24-Stunden-Schichten mit geregelten Ruhezeiten.
- Werkfeuerwehr: Schichtdienst je nach Produktionsabläufen im Unternehmen, oft mit zusätzlicher Funktion als Sicherheitsdienst oder Betriebssanitäter.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zur Werkfeuerwehr
Was ist der Unterschied zwischen einer Werkfeuerwehr und einer Betriebsfeuerwehr?
Eine Werkfeuerwehr ist von der zuständigen Behörde offiziell anerkannt und erfüllt gesetzliche Anforderungen (z. B. Personal, Ausrüstung, Ausbildung). Sie übernimmt hoheitliche Aufgaben auf dem Betriebsgelände. Eine Betriebsfeuerwehr dagegen ist freiwillig organisiert und nicht staatlich anerkannt – sie unterstützt vor allem im Brandschutz, hat aber keine hoheitlichen Befugnisse.
Ist die Werkfeuerwehr eine staatliche Einrichtung?
Nein, Werkfeuerwehren sind betriebseigene Feuerwehren und gehören nicht zur kommunalen Feuerwehr. Sie werden vom Unternehmen organisiert und finanziert – arbeiten aber eng mit öffentlichen Feuerwehren zusammen, besonders bei größeren Einsätzen.
Welche Unternehmen haben eine Werkfeuerwehr?
Werkfeuerwehren gibt es in Unternehmen mit erhöhtem Gefahrenpotenzial, z. B.:
- Chemie- und Pharmaindustrie
- Kraftwerke und Raffinerien
- Flughäfen
- Automobilhersteller
- Großkonzerne mit Produktionsstätten (z. B. BASF, VW, Evonik, BMW)
Kann man direkt bei einer Werkfeuerwehr ausgebildet werden?
Ja. Viele große Unternehmen bieten eine IHK-anerkannte Ausbildung zur Werkfeuerwehrfrau bzw. zum Werkfeuerwehrmann an. Diese Ausbildung ähnelt der klassischen Feuerwehr-Ausbildung, ist aber auf die spezifischen Anforderungen des Betriebes zugeschnitten.
Wird bei der Werkfeuerwehr auch im Schichtdienst gearbeitet?
In der Regel ja. Die meisten Werkfeuerwehren arbeiten im 24-Stunden-Schichtsystem oder in Wechselschichtmodellen, um rund um die Uhr einsatzbereit zu sein.
Verdient man bei der Werkfeuerwehr mehr als bei der Berufsfeuerwehr?
Das kann variieren. Werkfeuerwehrleute sind in der Regel tariflich angestellt (z. B. TVöD, Haustarife oder IG BCE). Das Gehalt kann vergleichbar oder sogar höher sein als im öffentlichen Dienst – je nach Unternehmen, Standort und Tarifbindung.
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