Einstellungstest der Feuerwehr München
Wer Feuerwehrfrau oder Feuerwehrmann in München werden möchte, muss ein anspruchsvollen und mehrstufigen Einstellungstest durchlaufen. Die Berufsfeuerwehr München bietet verschiedene Ausbildungsgänge an – vom direkten Einstieg nach der Schule (z.B. 112 Direkt Handwerk oder 112 Direkt Notfall) bis hin zur verkürzten Ausbildung für Berufserfahrene (112 Klassisch) oder Studienabsolventen (112 Bachelor/Master). Unabhängig vom gewählten Weg gelten hohe Anforderungen an körperliche Fitness, Wissen und Fähigkeiten. Im Folgenden geben wir einen Überblick über das Auswahlverfahren und die einzelnen Testbausteine bei der Berufsfeuerwehr München.
Geeignete Kandidat/innen erhalten zunächst eine Einladung zum Auswahlverfahren. Dieses findet in mehreren Prüfungsetappen statt, die sich – je nach Laufbahn – über ein bis drei Tage verteilen können:
- Sportlicher Eignungstest – Überprüfung der körperlichen Leistungsfähigkeit
- Schriftlicher Test – Überprüfung der kognitiven Fähigkeiten und des Fachwissens
- Praktischer/technischer Test – Überprüfung handwerklich-technischer Fähigkeiten (und ggf. eines Auswahlgesprächs)
Bewerber/innen müssen alle Teststufen erfolgreich bestehen, um weiterzukommen. Insbesondere der Sporttest wird oft unterschätzt und führt bei vielen zu einem frühen Ausscheiden. Im Folgenden beleuchten wir die Testteile im Detail.
Sporttest
Der sportliche Einstellungstest der BF München dient dazu, die Fitness und Belastbarkeit der Bewerber festzustellen. Er besteht aus sieben Disziplinen, die in vorgegebener Reihenfolge direkt hintereinander absolviert werden. Dabei werden Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Koordination und Schwindelfreiheit geprüft. Hilfsmittel sind nicht erlaubt – einzig eine Schwimmbrille und eine einfache Sportuhr (Stoppuhr) sind gestattet. Alle Übungen müssen mindestens in der vorgegebenen Mindestleistung erfüllt werden, da andernfalls der Sporttest als nicht bestanden gilt (eine Benotung oder Punkteverrechnung erfolgt nicht mehr). Die Disziplinen im Überblick:
1. Drehleitersteigen
Hierbei ist eine 3-teilige Steckleiter bis in ca. 3. Obergeschoss-Höhe zügig hinaufzusteigen, am oberen Ende in ein Fenster (bzw. auf eine Plattform) überzusteigen und dann – im sogenannten Reitersitz – mit Blick nach unten eine kleine Denkaufgabe (Rechen- oder Leseaufgabe) zu lösen. Diese Übung testet Höhenverträglichkeit und Konzentrationsfähigkeit in der Höhe.
- Mindestleistung: der Aufstieg mit Überstieg muss in ≤ 30 Sekunden erfolgt sein (inklusive anschließend gelöster Aufgabe).
- Durchführung: Nur ein einziger Wertungsversuch ist erlaubt.
2. Wechselsprünge
Aus dem Stand beidbeinig seitlich über ein Hindernis springen – vor und zurück zählt als zwei Sprünge. Geprüft wird Schnellkraft und Koordination der Beine unter Zeitdruck.
- Mindestleistung: ≥ 42 Sprünge in 30 Sekunden.
- Hindernishöhe: ca. 33 cm; für jugendliche Minderjährige wird das Hindernis auf 15 cm reduziert.
3. Beugehang
Aus dem Klimmzugstand (Kinn über der Reckstange) muss so lange wie möglich gehalten werden. Diese statische Übung testet Arm- und Rückenmuskulatur (Kraftausdauer).
- Mindestleistung: 45 Sekunden Haltezeit im Hang ohne Absenken des Kinns (für Minderjährige genügen 30 Sekunden).
- Griffhilfen außer Magnesium sind nicht erlaubt.
4. Kasten-Bumerang-Test
Ein Parcours aus Turnkästen, Matte und Markierungen, der eine kombinierte Bewegungsaufgabe darstellt. Es müssen u.a. eine Rolle vorwärts, das Überspringen und Durchkriechen mehrerer Kastenteile sowie ein abschließender Sprint absolviert werden. Diese komplexe Übung prüft die Ganzkörper-Koordination unter Zeitdruck.
- Mindestleistung: Parcours-Durchlauf in ≤ 19 Sekunden.
- Ablauf: Vorwärtsrolle auf der Matte, dann nacheinander drei Kastenelemente jeweils überspringen und durchkriechen, dazwischen Wendepunkte umlaufen.
5. Personenrettung
Ein ca. 75 kg schwerer Dummy (Rettungspuppe) muss rückwärts an einem Gurt gezogen werden. Dabei ist eine Strecke von insgesamt ~66 m zurückzulegen – typischerweise aufgeteilt in drei Runden um zwei Markierungspylonen (Abstand ca. 11 m). Diese sehr fordernde Übung testet Kraftausdauer in Ober- und Unterkörper sowie anaerobe Kondition, also die Fähigkeit, unter hoher Last weiterzuarbeiten.
- Mindestleistung: ≤ 60 Sekunden für die Gesamtdistanz (mit 75 kg Dummy bei Erwachsenen) stadt.muenchen.de .
- Jugendliche absolvieren i. d. R. einen 50 kg Dummy in ≤ 70 s.
6. Pendellauf
Ein Ausdauertest, bei dem 20-Meter-Strecken wiederholt hin- und her gelaufen werden müssen, synchron zu regelmäßig schneller werdenden Pieptönen (gängiger “Beep-Test”). Man darf sich dabei keine Pause außerhalb der Wendezone erlauben – bleibt man zurück oder verpasst zwei Signale, ist der Test beendet.
- Mindestleistung: 50 absolvierte Bahnen (Hin- oder Rücklauf zählt jeweils als eine Bahn) muss man mindestens schaffen, was etwa dem Level 6.x des Beep-Tests entspricht.
- Für Minderjährige sind 48 Bahnen gefordert.
7. Schwimmen und Tauchen
Abschließend wird die Schwimmfähigkeit geprüft. Aus dem Startsprung vom Beckenrand ist zunächst mindestens 15 m zu tauchen (unter Wasser) und direkt anschließend die restliche Strecke bis 200 m Gesamtdistanz schwimmend zurückzulegen. Schwimmstil ist freigestellt (Brust oder Kraul; Hilfsmittel außer Schwimmbrille sind verboten).
- Mindestleistung: 200 m in ≤ 5:30 Minuten (für Jugendliche ≤ 6:20 min), wobei die Tauchstrecke erfolgreich absolviert sein muss.
- Wer z. B. vor der 15-m-Marke auftaucht, erhält einen zweiten Versuch; wird die Zeitvorgabe beim Schwimmen überschritten, ist kein weiterer Versuch möglich.
Schriftlicher Eignungstest
Hat man den Sporttest erfolgreich hinter sich gebracht, folgt der schriftliche Einstellungstest. Dieser dient dazu, die kognitiven und schulischen Kompetenzen der Bewerber/innen zu überprüfen. Laut Feuerwehr München umfasst die schriftliche Prüfung Fragen aus fünf Bereichen:
Deutsch
Beherrschung der deutschen Sprache in Rechtschreibung, Grammatik und Verständnis. Hier können z. B. Diktate, Lückentexte oder Multiple-Choice-Aufgaben zu Wortbedeutungen und Rechtschreibregeln vorkommen. Auch das Verfassen eines kurzen schriftlichen Einsatzberichts könnte geprüft werden – Feuerwehrleute müssen Einsätze dokumentieren können.
Mathematik
Grundrechenarten, Bruch- und Prozentrechnung, Dreisatz und Einheitenumrechnungen sind typische Inhalte. Die Aufgaben können als Textaufgaben oder klassisch als Rechenaufgaben gestellt sein. Oft sind keine Hilfsmittel zugelassen, d. h. Kopfrechnen und schriftliches Rechnen werden gefordert.
Logik
Abstraktes und logisches Denkvermögen wird oft durch Zahlen- oder Buchstabenreihen, Figurenanalogien oder Zuordnungsaufgaben geprüft. Die Bewerber/innen sollen zeigen, dass sie systematisch Probleme lösen können – eine wichtige Fähigkeit im Einsatz.
Allgemeinwissen
Als angehende Beamtin/angehender Beamter des öffentlichen Dienstes wird grundlegendes Wissen über Staat, Gesellschaft und Technik erwartet. Fragen zur Erdkunde, Geschichte, politischen Struktur Deutschlands oder zu aktuellen Themen sind möglich. Auch spezifisches München-Wissen (z.B. über die Stadtteile oder besondere Gefahren in München) kann vorkommen.
Physik/Technik
Die Feuerwehr München nennt explizit auch Physikfragen im Test. Erwartet werden Kenntnisse einfacher physikalischer Zusammenhänge, die im Feuerwehralltag eine Rolle spielen, etwa zu Hebelwirkungen, Druck, Elektrizität oder Verbrennungslehre. Das können Fragen sein wie: „Was passiert mit dem Druck in einem geschlossenen Behälter, wenn die Temperatur steigt?“ oder „Welche Stoffe sind gute Leiter/Isolatoren?“. Auch technisches Verständnis, z. B. Funktionsprinzipien von Geräten, kann geprüft werden.
Der schriftliche Test findet oft am letzten Prüfungstag statt und dauert mehrere Stunden. Hilfsmittel wie Taschenrechner oder Formelsammlungen sind in der Regel nicht zugelassen – alles muss mit dem eigenen Wissen und Können bewältigt werden. Um sich vorzubereiten, empfehlen sich das Auffrischen der Schulkenntnisse (besonders Mathematik und Rechtschreibung) sowie das Üben von Einstellungstest-Aufgaben aus den genannten Gebieten. Die Feuerwehr selbst wechselt und aktualisiert die genauen Fragen regelmäßig, aber die Themenbereiche bleiben konstant. Wer in Deutsch, Mathe und Allgemeinbildung sicher ist und ein gutes logisches Denken mitbringt, hat hier klare Vorteile.
Praktischer Test
Im dritten Teil des Auswahlverfahrens der Feuerwehr München wird die praktische Veranlagung der Bewerber/innen überprüft. Die Inhalte können von Jahr zu Jahr und je nach Ziel-Ausbildung leicht variieren, aber grundsätzlich geht es darum, festzustellen, wie geschickt, technisch begabt und problemlösungsorientiert ein/e Kandidat/in ist. Typischerweise erwarten die Bewerber/innen mehrere praktische Aufgaben oder Stationen, in denen sie beweisen sollen, dass sie z. B. handwerkliche Grundfertigkeiten beherrschen. Die Feuerwehr gibt hier wenig im Voraus preis – Flexibilität und Improvisation sind Teil der Prüfung. Mögliche Aufgaben (aus Erfahrungsberichten) sind zum Beispiel:
Handwerkliche Stationen:
Etwa Wechseln eines Fahrzeugreifens, Zusammenbauen eines einfachen mechanischen Aufbaus, Bearbeiten eines Werkstücks (z. B. aus einem Holzklotz einen Würfel sägen) oder Metallarbeiten. Solche Aufgaben testen den Umgang mit Werkzeugen und grundlegendes technisches Verständnis in Praxis.
Technisches Denken:
Man könnte aufgefordert werden, aus einer Auswahl von Werkzeugen oder Materialien das passende auszuwählen, um ein gestelltes Problem zu lösen. Hier wird weniger die perfekte Fachkenntnis als vielmehr praktischer Einfallsreichtum und logisches Vorgehen bewertet. Oft gibt es mehrere Lösungswege – wichtig ist, dass man überhaupt einen planvollen Ansatz zeigt.
Feuerwehrspezifische Aufgaben:
Möglich ist auch eine kleine Erste-Hilfe-Aufgabe (z. B. stabile Seitenlage demonstrieren, Fragen zu Erste-Hilfe-Maßnahmen beantworten), da Feuerwehrleute auch im Rettungsdienst eingesetzt werden. Oder es werden Kenntnisse zu Feuerwehrtechnik geprüft, etwa das Erkennen von Ausrüstungsgegenständen, Knoten und Stiche binden etc.
Bei Münchner Feuerwehr findet kein klassisches Vorstellungsgespräch im Anschluss an den praktischen Test statt – jedenfalls ist dies für die Brandmeister-Laufbahn nicht ausdrücklich vorgesehen. Stattdessen fließen Aspekte wie Auftritt, Kommunikation und Teamverhalten möglicherweise beobachtend in den praktischen Stationen mit ein. Es kann etwa vorkommen, dass man eine Aufgabe im kleinen Team mit anderen Bewerbern lösen muss, wodurch automatisch Soft Skills sichtbar werden. Generell gilt: Wer den praktischen Teil erreicht, hat schon gute Chancen – die größten Aussiebungen passieren beim Sport- und schriftlichen Test.
Auswertung und Ergebnisse
Am Ende der praktischen Prüfung (und ggf. einer zusätzlichen kurzen Gesprächsrunde, falls vorgesehen) wird über die Eignung entschieden. Alle Ergebnisse der drei Teststufen zusammen bestimmen die Rangliste der Bewerber/innen (Platzziffer genannt). Wer hier genug Punkte erzielt und anschließend die ärztliche Untersuchung besteht, dem steht der Einstellung nichts mehr im Wege. Die Feuerwehr München stellt die erfolgreichsten Kandidat/innen dann – je nach Ausbildungsmodell – zunächst als Anwärter/innen im öffentlichen Dienst ein (bei mehrjährigen Ausbildungen teils zunächst im Tarifvertrag, später Verbeamtung auf Widerruf). Nach Abschluss der Ausbildung und bestandener Laufbahnprüfung werden die Absolventen in der Regel als Berufsfeuerwehrleute übernommen.
Unterschiedliche Laufbahnen – Unterschiede im Einstellungstest?
Grundsätzlich durchlaufen alle Bewerber/innen für den aktiven feuerwehrtechnischen Dienst (also angehende Brandmeister/innen in München) die oben beschriebenen Testelemente Sport, Schriftlich und Praktisch in sehr ähnlicher Form. Es gibt jedoch ein paar Besonderheiten je nach angestrebter Laufbahn:
- 112 Direkt vs. 112 Klassisch: Die Direkteinstiege (112 Direkt) richten sich an Schulabgänger ohne Berufsausbildung; die klassische Ausbildung (112 Klassisch) an berufserfahrene Bewerber. In beiden Fällen sind Sport-, Schrift- und Praxistest identisch aufgebaut. Der Unterschied liegt eher in den Zugangsvoraussetzungen. Auch im kombinierten Ausbildungsgang 112 Direkt Notfall (Stufenausbildung mit Notfallsanitäterabschluss) werden keine zusätzlichen Tests verlangt – auch hier gilt das normale Verfahren. Lediglich der Einstellungszeitpunkt kann variieren (z. B. 1. Oktober statt 1. September).
- Leitstellen-Disponent/in (112 Direkt Disposition): Wer nur in der Integrierten Leitstelle arbeiten möchte, durchläuft ein angepasstes Auswahlverfahren. Hier stehen Kommunikationsfähigkeit, Stressresistenz und schnelle Auffassungsgabe im Vordergrund. Einen klassischen Sporttest gibt es für Leitstellen-Bewerber/innen nicht. Stattdessen erwarten die Bewerber/innen z.B. computergestützte Leistungstests, eine Sprachverständnis-Prüfung, ggf. Simulationen von Notrufgesprächen und ein ausführliches Vorstellungsgespräch. Details dazu werden von der Feuerwehr individuell mit der Einladung mitgeteilt. Medizinisch müssen Leitstellenanwärter zwar tauglich sein, aber natürlich nicht die volle Feuerwehrdiensttauglichkeit für den Einsatzdienst aufweisen.
- Gehobene Laufbahn (Brandoberinspektor, 112 Bachelor): Für angehende Führungskräfte mit Bachelorabschluss läuft das Auswahlverfahren zweistufig ab. Zunächst gibt es ein Assessment-Center ähnliches Format mit Vorstellungsgespräch, Gruppenaufgabe/Rollenspiel und strukturiertem Interview, in dem insbesondere Führungspotential, Sozialkompetenz und Motivation bewertet werden. Anschließend müssen die Bewerber/innen einen verkürzten Sporttest absolvieren – hier werden in München nur vier ausgewählte Disziplinen geprüft: Leitersteigen, Dummy ziehen, Pendellauf und 200m-Schwimmen bei etwas großzügigeren Zeitlimits. Für die höchsten Laufbahnen (Brandrätin, 112 Master) ist das Verfahren ähnlich, allerdings wird hier bereits die bundesweite Eignungsprüfung (IBS-Feu) vorausgesetzt.
Fazit
Die Einstellungstests der Feuerwehr München gehören zu den anspruchsvollsten im öffentlichen Dienst. Wer jedoch die Voraussetzungen mitbringt und sich gründlich vorbereitet, hat gute Chancen, eine der begehrten Stellen zu ergattern. Die Mühe lohnt sich – nach erfolgreich bestandener Prüfung wartet „der beste Job der Welt“, wie die Feuerwehr wirbt, mit einer spannenden Ausbildung und Karriere im Dienst für die Sicherheit Münchens.
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