Einstellungstest der Feuerwehr Hamburg
Die Feuerwehr Hamburg führt ein mehrstufigen Einstellungstest durch, um geeignete Bewerber/innen für die Ausbildung auszuwählen. Dieses Auswahlverfahren gilt einheitlich für verschiedene Karrierewege – etwa für die Stufenausbildung zur Berufsfeuerwehrfrau/zum -mann (direkt nach dem Schulabschluss), für angehende Brandmeister-Anwärter/innen (mit bereits abgeschlossener Berufsausbildung) und für die Notfallsanitäter-Ausbildung. Das Auswahlverfahren umfasst vier Testbereiche, die zeitlich gestaffelt stattfinden und nicht an einem einzigen Tag absolviert werden. Im Folgenden schauen wir uns die einzelnen Phasen des Einstellungstests bei der Feuerwehr Hamburg genauer an.
Schriftlicher Eignungstest (Online-Assessment)
Die erste Hürde des Einstellungstests ist ein Online-Assessment, also ein computergestützter kognitiver Leistungstest. Dieser Test prüft wichtige Fähigkeiten wie Konzentration, logisch-schlussfolgerndes Denken und Textverständnis. Die Einladung und Durchführung erfolgen online – die Feuerwehr Hamburg nutzt hierfür ein standardisiertes Testverfahren. Zur Vorbereitung stellt die Feuerwehr sogar Hinweise und Videos bereit (z. B. über das AON-Assessment), damit sich Bewerber/innen mit den Aufgabentypen vertraut machen können. Es lohnt sich also, im Vorfeld zu üben, um im Online-Test konzentriert und ruhig zu bleiben. Tipp: Oft sind Aufgaben aus Bereichen wie Zahlenreihen, Merkfähigkeit oder sprachliches Verständnis enthalten, weshalb regelmäßiges Training dieser Fähigkeiten sinnvoll ist.
Sporttest
Besteht man den ersten Test, folgt als nächstes der physische Eignungstest – ein umfangreicher Sporttest in der Sporthalle. Hier müssen die Bewerber/innen unter Beweis stellen, dass sie den körperlichen Belastungen des Feuerwehr- und Rettungsdienstes gewachsen sind. Getestet werden insbesondere Kondition, Kraftausdauer, Schnelligkeit, Koordination und allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit.
Der Sporttest der Feuerwehr Hamburg besteht aus mehreren Disziplinen, für die es ein Punktesystem gibt. Insgesamt müssen mindestens 46 Punkte erreicht werden, um den Test zu bestehen. Jede Übung bringt je nach Leistung Punkte ein; schwächere Ergebnisse in einer Disziplin können also durch bessere Leistungen in anderen ausgeglichen werden. Wichtig: Unabhängig von der Gesamtpunktzahl gibt es pro Disziplin Mindestanforderungen. Wird eine sogenannte K.O.-Grenze unterschritten, gilt der Sporttest sofort als nicht bestanden.
3.000-Meter-Lauf
Ausdauertest auf der Laufbahn. Erwachsene Bewerber/innen müssen die 3.000 m in spätestens 17 Minuten absolvieren – bei einer langsameren Zeit scheidet man aus. Je schneller gelaufen wird, desto mehr Punkte gibt es (z.B. ≤13:00 min = 10 Punkte).
Liegestütze
Kraftausdauertest für Oberkörper und Rumpf. Die Liegestütze werden ohne Pause in einem 4-Sekunden-Rhythmus ausgeführt (2 Sekunden ab, 2 Sekunden auf). Für die maximale Punktzahl sind 16 oder mehr saubere Wiederholungen nötig; weniger als 8 Wiederholungen (bei Volljährigen) führen zum Ausschluss.
Wechselsprünge
Ein Sprungtest für Schnelligkeit und Koordination. Innerhalb von 30 Sekunden werden mit abwechselnden Füßen seitliche Sprünge über ein Hindernis ausgeführt. Auch hier gilt eine Mindestleistung (für Erwachsene etwa ≥29 Sprünge); sehr geringe Sprungzahlen (<30 Sek. ≈ 28 Sprünge) stellen ein K.O.-Kriterium dar.
Beugehang
Test der Arm- und Schulterkraftausdauer. Man hängt im Kammgriff mit gebeugten Armen an einer Klimmzugstange und hält sich so lang wie möglich. Ab 28 Sekunden Haltezeit gibt es Punkte, Zeiten ≤27 Sekunden bedeuten das Ausscheiden. Volle Punktzahl erreicht, wer 60 Sekunden oder länger hängen kann.
Seitlicher Medizinballwurf
Kraft- und Koordinationstest, bei dem ein 4-kg-Medizinball aus der Seitbewegung möglichst weit geworfen wird. Erwachsene müssen mindestens 5,5 m weit werfen (≤5,4 m = K.O.).
Underhand Medicine Ball Throw (nur für Minderjährige)
Dieser Test überprüft die Schnellkraft und Koordination der Bein-, Rumpf- und Armmuskelkette. Dabei wird ein 4-kg-Medizinball aus einer beidhändigen Wurfbewegung durch die Beine hindurch horizontal nach vorne geworfen. Die Mindestpunktzahl bei dieser Übung beträgt eine Weite von 5,4 m.
CKCU-Test
Ein 15-Sekunden-Test in Liegestützposition (Wechselndes Übergreifen einer Markierung, sog. Closed Kinetic Chain Upper Extremity Test). Gemessen wird die schnelle Armkraft und Rumpfstabilität. Hier sind z. B. 17 und mehr Übergriffe für einen bestandenen Test nötig (≤16 Wiederholungen = K.O.).
Kasten-Bumerang-Test
Ein Parcours-Test zur Überprüfung der Ganzkörperkoordination. Dabei sind Elemente wie Rolle vorwärts, Hindernisse überspringen und durchkriechen sowie Slalomlauf um Hütchen in einem Ablauf zu absolvieren. Die Zeit wird gestoppt – Erwachsenen dürfen maximal ~20 Sekunden brauchen; alles darüber führt zum Ausschluss.
Personenrettung
Simulation einer realen Einsatzbelastung. Ein ca. 75 kg schwerer Dummy (bei unter 18-Jährigen ~56 kg) muss über 3 Runden à 11 m (um zwei Pylonen) rückwärts gezogen werden. Hier zählt vor allem Kraftausdauer; Zeiten über 75 Sekunden bedeuten das Nichtbestehen (≤75 s bringen noch Punkte, >75 s = K.O.).
Höhentauglichkeitstest
Zusätzlich prüft die Feuerwehr Hamburg die Schwindelfreiheit. Bewerber/innen müssen zügig eine Leiter hoch- und wieder hinabsteigen. Ein sicheres, kontinuierliches Steigen ohne Pause auf den Sprossen ist hier Voraussetzung. Dieser Test ist zwar kein Punktetest, aber ein ausschlaggebender Eignungstest – wer große Höhenangst hat oder unsicher auf der Leiter ist, kann an dieser Stelle ausgemustert werden.
Es wird nicht zwischen unterschiedlichen Laufbahnen (Feuerwehr vs. Rettungsdienst) unterschieden, und es gibt auch keine geschlechterspezifischen Leistungstabellen. Lediglich für Minderjährige gelten teils angepasste Anforderungen (etwa leichtere Dummys und etwas großzügigere Zeitlimits). Die Übungen und Bewertungsmaßstäbe sind transparent auf der Karriere-Website der Feuerwehr Hamburg veröffentlicht, inklusive Trainingstipps und Videos. Eine gründliche Vorbereitung – insbesondere in den persönlichen Schwachpunkten – ist entscheidend, um diesen Prüfungsteil erfolgreich zu meistern.
Vorstellungsgespräch (Interview)
Nach erfolgreich bestandenem Sporttest erfolgt die Einladung zum Vorstellungsgespräch. In diesem persönlichen Gespräch möchten die Ausbilder und Auswahlverantwortlichen dich näher kennenlernen. Es wird ein Bild deiner persönlichen Kompetenzen, Fähigkeiten und deiner Motivation für den angestrebten Beruf und die Ausbildung gewonnen. Du solltest dich darauf einstellen, Fragen zu deinem bisherigen Werdegang, deiner Motivation zur Feuerwehr/Rettungsdienst, deinen Vorstellungen vom Beruf sowie zu deinen Stärken und Schwächen zu beantworten. Oft fließen hier auch Fragen ein, warum du dich gerade für Hamburg und diese Laufbahn entschieden hast und wie du dir den Berufsalltag vorstellst. Ein souveränes Auftreten, Ehrlichkeit und vor allem große Motivation sind im Interview wichtig – die Feuerwehr legt Wert auf Teamfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Belastbarkeit.
Kleide dich ordentlich (ohne dass ein Anzug/Zweiteiler nötig wäre) und tritt selbstbewusst auf. Die Feuerwehr Hamburg erwartet kein auswendig gelerntes Skript, sondern authentische Kandidat/innen, die überzeugt und begeistert vom Beruf sind. Überlege dir vorher, was dich antreibt und was dich für die Tätigkeit geeignet macht, um im Gespräch entsprechende Beispiele parat zu haben.
Ärztliche Tauglichkeitsuntersuchung
Als letzter Schritt im Auswahlverfahren steht die medizinische Untersuchung an. Diese findet beim Personalärztlichen Dienst der Stadt Hamburg statt und prüft, ob du gesundheitlich für den Feuerwehrdienst geeignet bist. Untersucht werden u. a. deine körperliche allgemeine Gesundheit, Belastbarkeit, Augen und Sehvermögen, Hörvermögen, Lungenfunktion, Herz-Kreislauf, sowie eventuelle Vorerkrankungen – kurz: ein umfassender Check nach den Vorgaben der Feuerwehrdienstvorschrift 300. In dieser Vorschrift sind genaue medizinische Anforderungen festgelegt, z. B. in Bezug auf das Sehvermögen oder andere körperliche Kriterien. Außerdem musst du einen ausreichenden Impfschutz (z. B. gegen Masern) oder Immunitätsnachweis vorlegen, da du im Einsatz auch Kontakt mit vulnerablen Personen haben wirst. Bestehst du diese letzte Hürde erfolgreich – d. h. es liegen keine Ausschlussgründe wie gravierende gesundheitliche Einschränkungen vor – gilt das Auswahlverfahren als geschafft.
Fazit
Der Einstellungstest der Feuerwehr Hamburg ist anspruchsvoll und vielseitig. Er erstreckt sich über mehrere Monate und prüft die Bewerber/innen in unterschiedlichen Bereichen – von kognitiven Fähigkeiten über körperliche Fitness bis hin zur persönlichen Eignung. Dadurch soll sichergestellt werden, dass zukünftige Feuerwehrleute und Notfallsanitäter/innen den hohen Anforderungen dieses Berufs gewachsen sind. Wer sich gezielt vorbereitet – zum Beispiel durch Übung der Leistungstests im Vorfeld, regelmäßiges Sporttraining und eine gute Reflexion der eigenen Motivation – steigert seine Chancen, das mehrstufige Auswahlverfahren erfolgreich zu durchlaufen. Am Ende winkt nicht nur ein Ausbildungsplatz, sondern auch die Aussicht auf einen spannenden, sinnstiftenden Beruf im Dienste der Bevölkerung. Die Mühe lohnt sich: Mit Einsatzwillen, Durchhaltevermögen und Leidenschaft für den Beruf kann man den Hamburger Feuerwehr-Einstellungstest meistern und den Grundstein für eine Karriere bei der Feuerwehr legen.
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