Einstellungstest der Feuerwehr Berlin
Die Berliner Feuerwehr bietet verschiedene Ausbildungspfade an, darunter die Laufbahn als Brandmeister-Anwärter/in (mittlerer Dienst), die Stufenausbildung (Kombination aus mittlerem feuerwehrtechnischen Dienst und Notfallsanitäter-Ausbildung) sowie die Berufsausbildung zur/zum Notfallsanitäter/in. Der Einstellungstest ist für alle Bewerber/innen ähnlich aufgebaut, umfasst jedoch je nach Ausbildungspfad teilweise unterschiedliche Anforderungen. Im Folgenden sind die Teststufen und deren Inhalte erläutert, mit Hinweisen auf Besonderheiten der einzelnen Ausbildungswege.
Schriftlicher Eignungstest (Onlinetest)
Zu Beginn des Auswahlverfahrens steht ein schriftlicher Einstellungstest, der heutzutage als onlinebasierter Test durchgeführt wird. Alle geeigneten Bewerber/innen erhalten etwa wenige Wochen nach Bewerbungsfrist einen Link und bearbeiten den Onlinetest bequem von zu Hause aus am PC. Mit diesem Test werden die persönlichen Fähigkeiten und kognitiven Kompetenzen der Bewerbenden erfasst; das Ergebnis wird in Form eines „Bewerberprofils“ mit dem Anforderungsprofil der Feuerwehr verglichen.
Inhalte des Onlinetests
Der computergestützte Test umfasst in der Regel Aufgaben aus mehreren Bereichen, z. B. Deutsch (Sprachverständnis, Rechtschreibung), Mathematik (Grundrechenarten, logisches Denken), Konzentration (Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsübungen) sowie technisches und logisches Verständnis. Auch Allgemeinwissen und berufsbezogene psychologische Fragen (Situationsbeurteilung oder Persönlichkeit) können Bestandteil des Tests sein. Insgesamt soll festgestellt werden, ob die kognitiven Fähigkeiten und die Persönlichkeit zur anspruchsvollen Ausbildung bei der Feuerwehr passen. Die Bearbeitungszeit liegt meist bei 1–2 Stunden (je nach Anzahl der Aufgabengruppen).
Der Onlinetest ist für alle Bewerber/innen weitgehend gleich und prüft die genannten Grundkompetenzen unabhängig davon, ob man sich für die Brandmeister-Laufbahn, die Stufenausbildung oder die Notfallsanitäter-Ausbildung bewirbt. Gute Deutschkenntnisse sind für alle wichtig, da im Berufsalltag und im Auswahlverfahren eine sichere Beherrschung der Sprache erforderlich ist.
Sporttest
Vor oder zu Beginn des Auswahlverfahrens müssen alle Bewerbenden den Sporttest der Berliner Feuerwehr bestehen und ein Sportzertifikat erwerben. Zu diesem Zweck werden nach Bewerbungseingang monatliche Sportprüfungs-Termine angeboten. Das bestandene Sportzertifikat ist ein Jahr gültig und bis spätestens zum Ende der Bewerbungsfrist vorzulegen. Die Sportprüfung überprüft die körperliche Fitness in drei Disziplinen – Kraft, Koordination und Ausdauerlauf. Je nach gewähltem Ausbildungsweg gelten dabei unterschiedliche Leistungsstufen.
- Krafttest mit Brustpresse 20 kg und Lat-Zug 30 kg mit mindestens je 20 Wiederholungen
- Koordinationstest auf dem Schwebebalken (Balancieren auf dem Schwebebalken)
- 3.000-Meter-Lauf in in maximal 18:00 Minuten
- Krafttest mit Brustpresse 30 kg und Lat-Zug 40 kg mit mindestens je 20 Wiederholungen
- Koordinationstest auf dem Schwebebalken (Balancieren auf dem Schwebebalken)
- 3.000-Meter-Lauf in in maximal 15:30 Minuten
Die Sportprüfung findet gesondert (meist vor dem eigentlichen Auswahltag) statt. Sie stellt sicher, dass alle angehenden Feuerwehrleute die Grundfitness und körperliche Eignung für den Dienst mitbringen. Alle Bewerber/innen – unabhängig vom Geschlecht – müssen die gleichen Anforderungen erfüllen, da im Einsatzdienst jeder körperlich voll belastbar sein muss.
Die erforderliche Leistungsstufe richtet sich nach dem Ausbildungsweg. Für die kombinierten Ausbildungswege mit Notfallsanitäter sowie für reine Notfallsanitäter-Azubis ist die Hürde etwas niedriger (Fitnesslevel 1), während klassische Brandmeister-Anwärter/innen den höheren Standard (Fitnesslevel 2) erreichen müssen. Die Disziplinen an sich sind jedoch für alle gleich, nur Gewichtslast und Laufzeit unterscheiden sich.
Praktischer Prüfungsteil
Als nächstes folgt ein praktischer Testteil, oft auch Praxis- und Teamtest genannt. In diesem Prüfungsteil werden die Bewerbenden in einsatzrelevanten praktischen Übungen beobachtet. Gefordert wird zum einen der Umgang mit einfachen feuerwehrtechnischen Gerätschaften, zum anderen das Bewältigen handwerklich-technischer Aufgaben – häufig im Team. Die Aufgaben sollen prüfen, ob die Kandidaten praktische Geschicklichkeit, technisches Verständnis, Teamfähigkeit und lösungsorientiertes Handeln unter Belastung zeigen.
Ablauf und Inhalte des Praxistests
Typischerweise absolvieren die Bewerber/innen hier mehrere Stationen oder Aufgaben.
- In Berlin mussten Kandidaten etwa gemeinsam in Zweierteams eine verletzte Person erstversorgen (simuliertes Erste-Hilfe-Szenario) und unter Beobachtung kommunizieren und zusammenarbeiten.
- Außerdem wurde die Fähigkeit geprüft, einen Feuerwehrschlauch korrekt aufzurollen und an einer Schlauchhaspel zu befestigen.
- Eine weitere Übung war ein sogenannter Handwerkertest: Die Bewerber erhielten kurz einen Blick auf ein aufgebautes Geräteset (z. B. bestehend aus einem Axtkopf, mehreren Strahlrohren und Kupplungsstücken), mussten sich die Anordnung 1 Minute einprägen, dann unter körperlicher Belastung (z. B. ein kurzer Lauf mit Atemschutzausrüstung) arbeiten und anschließend die Geräteteile korrekt zusammenbauen wie zuvor gesehen.
Solche Aufgaben prüfen praktisches Denkvermögen, Gedächtnisleistung unter Stress und handwerkliches Geschick in realitätsnahen Szenarien.
Der praktische Testteil ist für alle Ausbildungsgänge ähnlich aufgebaut, da grundlegende feuerwehrtechnische Fähigkeiten und Teamarbeit in jedem Pfad wichtig sind. Unterschiede können allenfalls in den Szenarien liegen – z. B. könnte im Notfallsanitäter-Auswahlverfahren verstärkt auf medizinisch-rettungsdienstliche Situationen Wert gelegt werden. Grundsätzlich werden aber in jedem Fall technische Übungen (für den Feuerwehralltag) abverlangt, weil auch Notfallsanitäter bei der Berliner Feuerwehr Teil des Einsatzdienstes werden.
Mündlicher Teil – Vorstellungsgespräch und gruppenbezogene Aufgaben
Ein zentraler Bestandteil des Auswahlverfahrens ist das strukturierte Interview, also der mündliche Prüfungsteil. Dieser findet in Form eines Vorstellungsgesprächs vor einer Auswahlkommission statt. Der mündliche Teil gliedert sich meist in drei Elemente:
Die Bewerber/innen stellen sich zu Beginn kurz selbst vor – dabei geht es um den bisherigen Werdegang, Motivation für den Beruf und persönliche Stärken. Ziel ist es, einen positiven ersten Eindruck und ein strukturiertes Bild der eigenen Person zu vermitteln.
Im Anschluss bekommen die Kandidaten eine praxisnahe Aufgabe gestellt – entweder als Fallbeispiel (z. B. ein geschilderter Einsatzvorfall, den man lösen soll) oder als Rollenspiel mit einem fiktiven Szenario. Hierdurch werden die Reaktionsfähigkeit, Problemlösungskompetenz und Sozialkompetenz geprüft. Die Bewerbenden sollen zeigen, wie sie in einer typischen Situation (etwa ein Notfall oder ein Teamkonflikt) handeln würden.
Schließlich folgt ein klassisches Gespräch, in dem die Kommissionsmitglieder weitere Fragen zur Person, zur Motivation, Wissen über die Berliner Feuerwehr und allgemeine Fragen stellen. Typische Themen sind z. B. Kenntnis der Aufgaben der Feuerwehr, Erwartungen an die Ausbildung, Teamfähigkeit, Stressresistenz oder auch Fragen zum Stadtgebiet Berlin (für Ortskunde/Allgemeinbildung). Dabei achten die Prüfer auf Kommunikationsfähigkeit, Auftreten und Ehrlichkeit der Bewerber.
Dieser mündliche Abschnitt kann pro Person etwa 30–60 Minuten dauern, je nach Tiefe der Fragerunden und der durchgeführten Aufgaben.
Das strukturierte Interview ist bei allen Pfaden ähnlich aufgebaut. Für Brandmeister-Anwärter/innen können Fallbeispiele stärker den technischen Einsatz (Brand, technische Hilfe) betreffen, während bei Notfallsanitäter-Bewerbern ggf. ein medizinischer Notfall als Beispiel herangezogen wird. In allen Fällen sollen die Bewerber/innen jedoch vor allem ihre Eignung für den Feuerwehrdienst insgesamt unter Beweis stellen – Engagement, Teamgeist, Stressstabilität und Berufsmotivation stehen im Vordergrund. Ein Unterschied ist der Status nach erfolgreicher Auswahl: Brandmeister-Anwärter treten den Beamtenvorbereitungsdienst an, während Notfallsanitäter-Auszubildende in ein Ausbildungsverhältnis im Tarifbeschäftigten-Status starten – im Gespräch sollten Bewerber ihre Motivation entsprechend darlegen können (z. B. Begeisterung für den Beamtenberuf vs. Interesse am Rettungsdienst).
Arbeitsmedizinische Untersuchung
Abschließend erfolgt die medizinische Tauglichkeitsuntersuchung beim Polizeiärztlichen Dienst. Diese umfassende Untersuchung stellt sicher, dass die Bewerber/innen körperlich und gesundheitlich in der Lage sind, den anspruchsvollen Dienst auszuüben. Geprüft werden u. a. Allgemeingesundheit, Bewegungsapparat, Herz-Kreislauf-System, Atmungsorgane (insbesondere nach G26.3 für das Tragen von Atemschutz) sowie Seh- und Hörvermögen. Beispielsweise muss die auskorrigierte Sehschärfe auf jedem Auge mindestens 30 % betragen. Zudem wird auf einen ausreichenden BMI geachtet (zulässiger Body-Mass-Index ca. 18 bis 27,5 kg/m²). Auch Drogen- oder Suchtmittelkonsum wird ausgeschlossen und gesetzliche Vorgaben wie ein Impfnachweis gegen Masern müssen erfüllt sein.
Die ärztliche Untersuchung findet nach erfolgreich absolviertem Auswahlverfahren statt. Erst wenn die Kandidatin oder der Kandidat als „feuerwehrdiensttauglich“ eingestuft wird, kann die endgültige Einstellung bzw. Übernahme in die Ausbildung erfolgen. Bei Bewerber/innen mit nachgewiesener Schwerbehinderung kann die medizinische Eignungsfeststellung im Einzelfall auch vorgezogen werden.
Die medizinischen Anforderungen unterscheiden sich nicht zwischen den Ausbildungspfaden – alle zukünftigen Feuerwehrangehörigen (ob im Einsatz als Brandbekämpfer/in oder primär im Rettungsdienst) müssen topfit und uneingeschränkt tauglich sein. Lediglich die Kriterien der Verbeamtung (z. B. Größenvorgaben 165–195 cm) gelten nur für diejenigen, die in ein Beamtenverhältnis übernommen werden. Bewerber/innen für die Notfallsanitäter-Ausbildung durchlaufen hingegen die betriebsärztliche Untersuchung als tarifliche Azubis, jedoch ebenfalls nach hohen gesundheitlichen Maßstäben.
Fazit
Der Einstellungstest der Berliner Feuerwehr gliedert sich somit in mehrere Stufen: einen schriftlichen Online-Eignungstest, die Sportprüfung, einen Praxischeck, ein Vorstellungsgespräch sowie die medizinische Tauglichkeitsuntersuchung. Bewerberinnen und Bewerber sollten sich auf fachliche Aufgaben (Sprache, Mathematik, Logik), auf sportliche Leistungsnachweise und praktische Übungen sowie auf ein selbstbewusstes Auftreten im Interview vorbereiten. Je nach gewünschtem Ausbildungsgang (Brandmeister/in, Stufenausbildung oder NotSan) sind einzelne Anforderungen – insbesondere im Sporttest – angepasst, doch im Kern durchlaufen alle ein ähnliches, anspruchsvolles Auswahlverfahren. Wer sich frühzeitig vorbereitet und die offiziellen Vorgaben beherzigt, kann die Herausforderung meistern und sich auf eine spannende Ausbildung bei der Berliner Feuerwehr freuen.
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