Ausbildung zum Brandreferendar im höheren feuerwehrtechnischen Dienst
Die Ausbildung zum Brandreferendar führt in den höheren feuerwehrtechnischen Dienst – die oberste Laufbahn für Fach- und Führungskräfte innerhalb der Berufsfeuerwehr. Die Ausbildung ist als zwei Jahre dauernder Vorbereitungsdienst organisiert, der bundesweit einheitlich geregelt ist – beispielsweise in NRW über die „Verordnung über die Ausbildung und Prüfung für die Laufbahn des zweiten Einstiegsamtes der Laufbahngruppe 2 des feuerwehrtechnischen Dienstes“ (VAP 2.2-Feu). Im Laufe des Vorbereitungsdienstes wirst du gezielt auf Führungsfunktionen in Einsatzleitung, Verwaltung, Katastrophenschutz und strategischer Planung vorbereitet. Die Ausbildung kombiniert intensive Theoriephasen an Landesfeuerwehrschulen mit Praxisstationen bei Berufsfeuerwehren, Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS). Nach erfolgreichem Abschluss folgt die Übernahme in ein Beamtenverhältnis auf Probe – meist mit der Dienstbezeichnung Brandrat/Brandrätin.
Als Brandreferendar/in wirst du von Beginn an als Beamter auf Widerruf eingestellt – mit klaren Perspektiven für eine Führungsrolle in Einsatzleitung, Verwaltung und Strategie. In diesem Beitrag erfährst du alles über Voraussetzungen, Strukturen, Inhalte und Karrierechancen im höheren feuerwehrtechnischen Dienst.
Einstieg in die Ausbildung zum/zur Brandreferendaranwärter/in
Der Einstieg in die zweijährige Ausbildung zum Brandreferendar ist an bestimmte Voraussetzungen geknüpft, da du direkt in den höheren feuerwehrtechnischen Dienst eintrittst. Diese höchste Laufbahn innerhalb der Berufsfeuerwehr erfordert ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein, körperliche Fitness und insbesondere einen passenden akademischen Hintergrund. Neben einem erfolgreich abgeschlossenen Studium müssen Bewerbende auch die körperliche und charakterliche Eignung mitbringen.
Um zur Ausbildung als Brandreferendar/in zugelassen zu werden, benötigst du ein abgeschlossenes Hochschulstudium in einem für den feuerwehrtechnischen Dienst geeigneten Fachgebiet. Dazu zählen:
- Ein Master-, Diplom- oder vergleichbarer Abschluss in Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften oder Verwaltungswissenschaften
- Alternativ: ein Abschluss (z. B. Master) an einer Fachhochschule, der im Rahmen eines Akkreditierungsverfahrens als geeignet für den höheren Dienst anerkannt wurde
- Auch ein Erstes Staatsexamen in einem einschlägigen Studiengang (z. B. Bauingenieurwesen, Sicherheitstechnik, Geowissenschaften) kann unter bestimmten Voraussetzungen anerkannt werden
Neben dem akademischen Abschluss gelten für den höheren feuerwehrtechnischen Dienst zusätzliche Voraussetzungen, die du erfüllen musst:
- Höchstalter: In der Regel zwischen 35 und 39 Jahren, je nach Bundesland bzw. Berufsfeuerwehr
- Deutsches Sportabzeichen in Silber, das nicht älter als 12 Monate sein darf
- Gesundheitliche Eignung, insbesondere die Atemschutztauglichkeit (G26.3), wird ärztlich festgestellt
- Ausgeprägte Führungskompetenz, Belastbarkeit und die Fähigkeit, in kritischen Situationen schnell und überlegt zu handeln
Bei Unsicherheiten, ob dein Studiengang für den höheren feuerwehrtechnischen Dienst geeignet ist, lohnt sich eine persönliche Beratung bei der gewünschten Berufsfeuerwehr oder der zuständigen Landesfeuerwehrschule.
Ablauf und Inhalte der Ausbildung Brandreferendar
Die Ausbildung zum Brandreferendar ist ein zweijähriger Vorbereitungsdienst, der dich gezielt auf die Übernahme von Führungsfunktionen im höheren feuerwehrtechnischen Dienst vorbereitet. Sie startet jährlich jeweils am 1. April und 1. Oktober. Der Vorbereitungsdienst kombiniert theoretische Module an Landesfeuerwehrschulen mit praktischen Ausbildungsphasen bei Berufsfeuerwehren, Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS). Ziel ist es, dich in allen für die Feuerwehr relevanten Bereichen fit zu machen – von der taktischen Einsatzleitung bis hin zur strategischen Verwaltungsarbeit.
1. Jahr – Beginn der Brandreferendarinnen und Brandreferendare
- 1. Grundausbildung: Du erwirbst grundlegende Kenntnisse der Brandbekämpfung, technischen Hilfeleistung, Einsatztaktik und Gerätebedienung. Diese Phase ähnelt der Truppführer-Ausbildung und schafft eine solide Basis für spätere Führungsaufgaben.
- 2. Taktische Führungsausbildung: In diesem Abschnitt lernst du, kleinere Einsatzabschnitte oder Züge zu führen. Neben Einsatztaktik stehen auch rechtliche Grundlagen, Personalführung und Kommunikation im Mittelpunkt.
2. Jahr – Beginn der Aufstiegsbeamtinnen und Aufstiegsbeamten
- 3. Strategische Führungsausbildung: Der Fokus liegt nun auf der übergeordneten Einsatzleitung, Krisenmanagement, Stabsarbeit und Koordination mit anderen Behörden. Du lernst, bei Großschadenslagen Verantwortung zu übernehmen.
- 4. Vertiefungsphase & Laufbahnprüfung: Die Ausbildung endet mit einer intensiven Prüfungsphase, bestehend aus schriftlichen, mündlichen und praktischen Elementen. Nach Bestehen wirst du in den höheren feuerwehrtechnischen Dienst übernommen – meist mit der Dienstbezeichnung Brandrat/Brandrätin.
Aufstiegsbeamtinnen und -beamte aus dem gehobenen Dienst absolvieren in der Regel nur das zweite Ausbildungsjahr, da sie die operative Basisausbildung bereits im mittleren oder gehobenen Dienst durchlaufen haben.
Ausbildungsabschnitte im Überblick
Die Ausbildung zum Brandreferendar ist klar strukturiert und gliedert sich in vier große Ausbildungsabschnitte, die jeweils zentrale Theoriephasen an renommierten Feuerwehrschulen mit dezentralen Praxismodulen in Feuerwehren, Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) verbinden. Ziel ist es, dich sowohl in taktischen und strategischen Führungsfragen als auch im administrativen und rechtlichen Bereich umfassend auf deinen späteren Einsatz im höheren feuerwehrtechnischen Dienst vorzubereiten. Nachfolgend findest du die wichtigsten Module und Ausbildungsstationen.
1. Grundausbildung
1.1 Grundausbildungsmodul
- Dauer: 22 Wochen
- Ort: nach Vorgabe der Dienststelle
In diesem Ausbildungsabschnitt erlernst du die grundlegenden Tätigkeiten im Feuerwehrdienst. Du wirst auf die Aufgaben als Truppführer vorbereitet und erhältst Einblicke in die Brandbekämpfung, technische Hilfeleistung und ABC-Gefahrenabwehr. Zudem umfasst die Grundausbildung die Qualifikation zum Rettungshelfer inklusive eines 80-stündigen Rettungswachenpraktikums.
1.2 Kompetenznachweis und -angleichung
- Dauer: 1 Woche
- Ort: Staatliche Feuerwehrschule Regensburg
Hier werden die Ausbildungsinhalte aus den unterschiedlichen Grundausbildungsstellen vereinheitlicht. Du legst Prüfungen zur Truppführerqualifikation und zum Rettungshelfer ab. Ziel ist es, einen gemeinsamen Ausbildungsstand für die weiteren Module sicherzustellen.
2. Taktische Führungsausbildung
2.1 Taktische Führung I (zentrales Modul)
- Dauer: 5 Wochen
- Ort: Staatliche Feuerwehrschule Regensburg
In diesem Modul wirst du zur Gruppenführerin bzw. zum Gruppenführer ausgebildet. Neben Einsatztaktik und Menschenführung lernst du Grundlagen der Ausbildungslehre. Du übernimmst erste Führungsverantwortung und bereitest dich auf reale Einsatzszenarien vor.
2.2 Einsatzdienst als Gruppenführer/in (Praxismodul)
- Dauer: 8 Wochen
- Ort: nach Vorgabe der Dienststelle
In dieser Phase wendest du deine erlernten Fähigkeiten im echten Einsatzdienst an. Du arbeitest unter Anleitung in einer Berufsfeuerwehr als Gruppenführer/in mit und sammelst praktische Erfahrung in der Führung kleiner taktischer Einheiten.
2.3 Taktische Führung II (zentrales Modul)
- Dauer: 8 Wochen
- Ort: HLFS Kassel
Jetzt erfolgt die Qualifikation zur Führung größerer taktischer Einheiten (Zugführer, Verbandsführer). Zudem wirst du auf Führungsaufgaben im ABC-Einsatz und im Rettungsdienst vorbereitet. Das Modul schließt mit umfangreichen Planspielen und Stabsübungen ab.
2.4 Einsatzdienst als Zugführer/in & Verbandsführer/in (Praxismodul)
- Dauer: 8 Wochen
- Ort: nach Vorgabe der Dienststelle
Hier vertiefst du dein Können im Einsatzdienst mit Fokus auf die mittlere Führungsebene. Du begleitest erfahrene Führungskräfte und übernimmst erste Aufgaben in der Einsatzplanung sowie bei komplexeren Lagen.
3. Strategische Führungsausbildung
3.1 Personal- und Sozialkompetenz, gruppendynamische Prozesse, Projektmanagement (zentrales Modul)
- Dauer: 5 Wochen
- Ort: IBK Heyrothsberge
In diesem Abschnitt geht es um sogenannte „Soft Skills“. Du lernst, wie man Mitarbeiter führt, Konflikte löst, Teams entwickelt und Projekte managt. Hier begegnen sich erstmals Brandreferendare und Aufstiegsbeamtinnen und -beamte.
3.2 Anwendung in der Praxis (dezentral)
- Dauer: 9 Wochen
- Ort: nach Vorgabe der Dienststelle
Du wendest deine sozialen und organisatorischen Fähigkeiten in Bereichen wie Personalentwicklung, Technik oder Öffentlichkeitsarbeit an. Parallel vertiefst du deine Einsatzpraxis als Verbandsführer/in im Alarmdienst.
3.3 Recht und Management (zentrales Modul)
- Dauer: 7 Wochen
- Ort: VAk Berlin oder Feuerwehrakademie Hamburg
Du erhältst fundierte Kenntnisse in Verfassungsrecht, Verwaltungsrecht, Einsatzrecht, Vergaberecht und BWL. Ziel ist, dich auf verwaltungsbezogene Aufgaben und Führungsverantwortung in der öffentlichen Verwaltung vorzubereiten.
3.4 Verwaltungspraktikum (dezentral)
- Dauer: 8 Wochen
- Ort: z. B. in einer Aufsichtsbehörde
Hier lernst du den Alltag in oberen oder obersten Katastrophenschutzbehörden kennen. Du bearbeitest Aufgaben aus Verwaltung, Organisation und Gefahrenabwehr – oft auch im Zusammenspiel mit anderen BOS-Stellen.
3.5 Strategische Führung und Leitung (zentrales Modul)
- Dauer: 9 Wochen
- Ort: z. B. am IdF NRW Münster
Dieses Modul bereitet dich auf die Führungsstufe D vor: Lagebeurteilung, Krisenmanagement, interdisziplinäre Zusammenarbeit und europäische Katastrophenschutzstrukturen stehen im Mittelpunkt. Du lernst, Entscheidungen unter Zeitdruck zu treffen und Großlagen zu koordinieren.
3.6 Strategische Führung in der Praxis (dezentral)
- Dauer: 10 Wochen
- Ort: nach Vorgabe der Dienststelle
Du arbeitest aktiv in übergeordneten Gremien (z. B. AGBF) mit und begleitest Krisenstäbe oder Planungsprozesse in der Gefahrenabwehr. Ziel ist es, dich auf leitende Funktionen in der Feuerwehrführung vorzubereiten.
4. Vertiefungsphase und Laufbahnprüfung
4.1 Vertiefungsmodul – Praxisphase (dezentral)
- Dauer: 4 Wochen
- Ort: nach Vorgabe der Dienststelle
In der letzten Ausbildungsphase hast du die Möglichkeit, Inhalte aus den vorherigen Modulen gezielt zu vertiefen und weitere Erfahrungen zu sammeln. Du kannst andere Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) kennenlernen oder eine Hospitation bei einer ausländischen Feuerwehr absolvieren. Ziel ist es, deinen Horizont zu erweitern und dich auf leitende Aufgaben vorzubereiten.
4.2 Laufbahnprüfung
- Dauer: 1 Tag
- Ort: IdF NRW Münster
Die Ausbildung endet mit der offiziellen Laufbahnprüfung.
- schriftlichen Teil: Facharbeit und zwei Klausuren
- mündlichen Teil: Verteidigung der Facharbeit, eine Planübung (z. B. als Verbandsführer/in) und eine Fallbearbeitung zu Themen wie Gefahrenprävention oder Amtsführung
Bestehst du die Prüfung, wirst du in den höheren feuerwehrtechnischen Dienst übernommen und darfst fortan die Berufsbezeichnung Brandrat oder Brandrätin tragen. Falls du die Prüfung nicht bestehst, kannst du sie einmalig wiederholen. Der Vorbereitungsdienst endet mit der feierlichen Übergabe der Prüfungsurkunden am Institut der Feuerwehr Nordrhein-Westfalen (IdF NRW) in Münster.
Karrierechancen nach der Ausbildung zum Brandreferendar
Mit Bestehen der Laufbahnprüfung bist du offiziell Teil des höheren feuerwehrtechnischen Dienstes – eine Führungs- und Managementebene mit anspruchsvollen Aufgaben, großer Verantwortung und attraktiven Entwicklungsperspektiven.
Tätigkeitsfelder und Einsatzorte
Brandreferendare starten nach ihrer Ausbildung als Brandassessoren und übernehmen Führungsaufgaben bei:
- Berufsfeuerwehren
- Freiwilligen Feuerwehren mit hauptamtlichen Kräften
- Werkfeuerwehren großer Industrieunternehmen
- Bundeswehrfeuerwehren
- Bezirksregierungen oder Landesverwaltungen
- Landes- oder Bundesministerien
- Feuerwehrschulen oder Aufsichtsbehörden
Innendienst
Du leitest eine Abteilung oder sogar eine gesamte Feuerwehr. Zu deinen Aufgaben gehören:
- Personalführung und -entwicklung
- Strategie- und Konzeptentwicklung für Taktik, Technik und Organisation
- Finanz- und Einsatzplanung
- Bauvorhaben der Gefahrenabwehr
- Mitarbeit an Gesetzen, Verordnungen und landesweiten Sicherheitskonzepten
Einsatzdienst
Du führst Einsatzkräfte in Groß- oder Sonderlagen, oft als:
- Einsatz- oder Abschnittsleiter vor Ort
- Mitglied oder Leiter technischer Einsatzleitungen und Führungsstäbe
- Spezialist für besondere Gefährdungslagen in Industrie oder Bundeswehr
Vertretung nach außen
Als Führungskraft repräsentierst du deine Feuerwehr gegenüber:
- Politik und Öffentlichkeit
- Behörden, Verbänden (z. B. AGBF, vfdb) oder Fachgremien
- Normungsgremien und Fachkonferenzen
Forschung, Lehre und Ausbildung
Du entwickelst innovative Konzepte für den Brand- und Katastrophenschutz, übernimmst Lehraufgaben an Feuerwehrschulen oder wirkst in Prüfungsausschüssen mit.
Aufstiegsmöglichkeiten im höheren Dienst
- Brandrat (A13): Einstieg nach Ausbildung
- Oberbrandrat / Brandoberrat (A14 – A16): Abteilungs- oder Amtsleitung
- Branddirektor (A16 / B2 ff.): Leitung großer Feuerwehren, Behörden oder überregionaler Einrichtungen
Die Mehrzahl der Stellen (ca. 64 %) sind derzeit in A14 und A15 eingruppiert. Höhere Besoldungsgruppen werden meist bei einem Wechsel in besonders verantwortungsvolle Positionen erreicht. Aufstiege erfolgen häufig in Kombination mit einem Dienststellenwechsel, z. B. zur Leitung einer größeren Feuerwehr oder in ein Ministerium.
Die Ausbildung zum Brandreferendar ist dein direkter Weg in den höheren feuerwehrtechnischen Dienst – mit besten Perspektiven für Führungspositionen bei Berufsfeuerwehren, Behörden oder Werkfeuerwehren. In zwei intensiven Ausbildungsjahren wirst du auf strategische, organisatorische und einsatztaktische Aufgaben vorbereitet. Wer ein passendes Hochschulstudium, körperliche Eignung und Führungskompetenz mitbringt, kann sich auf eine verantwortungsvolle Karriere mit attraktiven Aufstiegsmöglichkeiten freuen.